Die Buschtrommel der Gorillas

Was aussieht wie das Imponiergehabe eines Alpha-Männchens, dient in Wahrheit der Kommunikation. Je tiefer die Brustschläge, desto hünenhafter der Trommler. Das hat mitunter weitreichende Konsequenzen.

vom Recherche-Kollektiv Tierreporter:
3 Minuten
Gesicht eines Gorillas in Großaufnahme

Es ist die Macho-Geste schlechthin: Ein kapitaler Silberrücken steht hochaufgerichtet im Regenwald und schlägt sich mit hohlen Händen gegen die Brust. Sein Trommeln ist noch in einem Kilometer Entfernung zu hören. Dabei klingt es erstaunlich hell, fast knöchern. So als schlügen Würfel in einem Becher gegeneinander, den eine Hand heftig schüttelt.

Ist das nur die prahlerische Geste eines Alpha-Männchens? Weit gefehlt. Das Brustschlagen der Berggorillas dient der Kommunikation, es funktioniert wie eine Buschtrommel. Auf diesem Weg dringen allerlei Informationen durch die Reviere der Menschenaffen. Sie richten sich an Männchen und Weibchen gleichermaßen. Für die einen wird es zur Drohung, für die anderen zum Lockruf.

Manchmal ertönt eine Buschtrommel nur kurz, manchmal wird sie viele Male hintereinander geschlagen, vor allem wenn paarungsbereite Weibchen in der Nähe sind. Sie erzählt von Kampfkraft, Körpergröße und Potenz. Denn ihr Klang lässt zuverlässig auf die Statur eines Berggorillas schließen: Je hünenhafter das Tier, desto tiefere Töne ruft es hervor. Im Durchschnitt misst ein aufrecht stehendes Männchen rund 1,70 Meter.

Bist du mir gewachsen?

Wer also den Brustschlägen im Dickicht eines Regenwaldes lauscht – ob Männchen oder Weibchen – weiß rasch, mit wem er es zu tun hat. Ob es sich um einen großen, starken Silberrücken handelt oder um ein eher schmächtiges Männchen. Und genau darum scheint es den Trommlern auch zu gehen: Sie lassen ihre Artgenossen wissen, wie groß sie sind. Das hat ein internationales Forschungsteam herausgefunden, unter der Leitung des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Das Team belauschte im Volcanoes Nationalpark von Ruanda 25 wild lebende Berggorillas mehr als zwei Jahre lang und vermaß ihre Statur anhand von Fotos.