Autoaggressive Antikörper verursachen Long-Covid-Symptome im Mausmodell

Aktuelle Studien liefern Hinweise für eine unmittelbare Beteiligung von Autoantikörpern an typischen Long-Covid-Beschwerden und legen die Basis für neue Therapieansätze.

vom Recherche-Kollektiv Postviral:
6 Minuten
Bunte grafische Darstellung, die Antikörper, in ihrer typischen Y-Form zeigen, inmitten von roten kugeligen Blutkörperchen

Die Corona-Pandemie hat die Gesellschaft in vielerlei Hinsicht nachhaltig erschüttert. Bisher gab es weltweit mehr als 775 Millionen dokumentierte Infektionen durch Sars-CoV-2 und rund sieben Millionen Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19. Selbst nach einem milden akuten Verlauf geht die Krankheit an manchen nicht spurlos vorüber. Die genaue Häufigkeit von Folgeschäden, Long Covid oder Post Covid, könne zwar weiterhin nicht verlässlich geschätzt werden, schreibt das Robert-Koch-Institut. Laut einer Meta-Analyse aus Großbritannien leiden 1 bis knapp 5 Prozent der Infizierten selbst mehr als drei Monate nach der akuten Corona-Infektion noch unter funktionellen Einschränkungen.

Die Ursachen für Folgeschäden sind wahrscheinlich vielfältig. Unter anderem könnten anhaltende Entzündungsprozesse verantwortlich sein – ausgelöst zum Beispiel durch im Organismus zirkulierende oder im Körper abgelagerte Virusbestandteile, Autoimmunprozesse und eine Reaktivierung von im Körper schlummernden Viren, wie etwa dem Epstein-Barr-Virus.

Eine aktuelle, noch nicht begutachtete Studie des Amsterdam Institute for Infection and Immunity liefert jetzt wichtige Hinweise für eine unmittelbare Beteiligung autoaggressiver Antikörper an den typischen Beschwerden wie zum Beispiel Muskelschmerzen. Die Forscherinnen und Forscher übertrugen Antikörper aus dem Blut von Long-Covid-Betroffenen auf Mäuse. Diese Antikörper, nicht aber diejenigen von gesunden Kontrollpersonen, lösten bei den Tieren einige typische Long-Covid-Beschwerden aus. Fachleute hoffen, dank des neuen Wissens wirksame Behandlungsstrategien für Betroffene entwickeln zu können.