Zwischen Schneesturm und Toiletten-Zelt: Angelika Humbert erforscht den Klimawandel in der Antarktis

Klimaschutz hat aktuell keine Priorität in der Politik – ein Fehler, findet Angelika Humbert. Die Glaziologin sieht mit eigenen Augen, wie schnell das Eis schmilzt.

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Sonne scheint auf Eisschelf in der Antarktis

Der Zustand der Antarktis spielt eine entscheidende Rolle fürs Weltklima. Angelika Humbert, Professorin am renommierten Alfred-Wegener-Institut, erforscht das Eis schon lange. Im Interview erzählt sie, wie solche Expeditionen ablaufen, unter welchem Druck die Klimaforschung steht – und warum sie trotzdem die Hoffnung nicht aufgibt.

Frau Professor Humbert, Sie waren im Laufe Ihrer Karriere schon oft in der Arktis und Antarktis unterwegs. Wie laufen solche Forschungsmissionen ab?

Angelika Humbert: Wenn man die Veränderung eines Gletschers untersuchen will, sind vier bis fünf Jahre Planung normal. Schließlich wird man an einem Ort ausgesetzt, an dem es absolut nichts gibt. Sie müssen alles einfliegen, ob Verpflegung, Zelt oder sonstige Ausrüstung. Und natürlich den Sprit für die Flugzeuge.

Von welchen Mengen an Ausrüstung reden wir?

Humbert: Bei meiner extremsten Flugkampagne mussten wir erst einmal 30.000 Liter an Sprit per Schiff zur Neumayer-Station (Polarforschungsstation des Alfred-Wegener-Instituts in der Antarktis, d. Red.) transportieren. Von dort wurden die Materialien dann 2000 Kilometer weiter zum Camp transportiert.

Bei anderen Typen von Expeditionen werden die Wissenschaftler mit einer „Twin Otter“ (kleines Flugzeug mit zwei Propellern) ins Camp geflogen. Je nach Dauer der Kampagne kommt da gut und gerne eine Tonne an Material zusammen. Sie werden mit einer gigantischen Menge an Kisten ausgesetzt. Und dann geht es los: Funk aufbauen, Toilettenzelt aufschlagen, auspacken. Die nächsten 43 Tage leben Sie zu dritt in einem Zelt.

Angelika Humbert hält ein Röhrchen aus gefrorenem Wasser in der Hand.
Wissenschaftlerin Humbert untersucht eine Eisprobe.
Landkarte zeigt Antarktis
Die Antarktis ist riesig. Doch so ewig, wie man dachte, ist das Eis dort leider nicht.
Ein kleines Flugzeug startet im ewigen Eis.
Das deutsche Forschungsflugzeug Polar 6 hebt zu einem Messflug ab.
Porträtfoto von Glaziologin Angelika Humbert
Glaziologin Angelika Humbert
Haus auf Stelzen steht im ewigen Eis, umgeben von rötlichem Himmel
Deutsche Forschungsstation „Neumayer III“ während der Polarnacht.
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