Klimawandel: Mehr Tierkrankheiten könnten auf den Menschen überspringen

Corona wird kein Einzelfall bleiben: Mit dem Klimawandel steigt die Gefahr solcher Zoonosen, warnt eine neue Studie – und drängt zum Handeln

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Ein Giraffen-Kadaver liegt auf einer Piste in der Savanne.

Das neue Coronavirus und die Pandemie, die Sars-CoV-2 ausgelöst haben, dürften nur ein Vorgeschmack sein. Denn der Klimawandel wird dafür sorgen, dass mehr Viren zwischen Tierarten und letztlich auch auf den Menschen überspringen. Das sagt ein Wissenschaftlerteam um Forscher der Georgetown University in Washington DC in einer Studie voraus, die gerade im Fachmagazin Nature erschienen ist. Und was noch besorgniserregender ist: Es lässt sich wohl nicht mehr verhindern.

All das ist grundsätzlich schon lange bekannt. Die Forscher um Colin Carlson und Greg Albery haben jedoch noch einige überraschende Erkenntnisse gewonnen, wie sie in einer Pressekonferenz zur Studie sagten.

Zu den großen Nagetierarten, die Nordamerika bewohnen, gehören Präriehunde. Sie sehen ein bisschen aus wie unsere Murmeltiere und besiedeln weite Teile der USA östlich der Rocky Mountains. Auf der Westseite dieses Gebirges lebt eine andere Art Mini-Murmeltier: das Kalifornische Ziesel.

Tierarten werden sich begegnen und ihre Viren austauschen

Wenn der Klimawandel ihnen ihre Verbreitungsgebiete zu heiß werden lässt, dürften sie die Berge hinauf in kühlere Lagen oder weiter nach Norden in kühlere Breiten abwandern. Das Ergebnis: „Ein Treffen, das bislang vielleicht noch nie vorgekommen ist“, sagt Colin Carlson.

Eine Weltkarte zeigt mit verschiedenen Farben, wo sich besonders viele Säugetierarten neu treffen und wo sie besonders viele neue Viren austauschen werden.
Die Modelle der Forscher legen nahe, dass der Klimawandel bis zum Jahr 2070 viele Säugetiere in kühlere Lagen und Breiten treiben wird. Dabei werden sich viele Arten zum ersten Mal begegnen und auf völlig neue Krankheitserreger stoßen. Hotspots dieser Entwicklung werden den Modellen zufolge das östliche Afrika und Südostasien sein.

Viren sind eigentlich auf ihre Wirte spezialisiert und können sich nur in dieser einen Tierart optimal vermehren. Doch wie beim Coronavirus sind viele in der Lage, auf andere Arten inklusive dem Menschen überzuspringen, sich weiter anzupassen und die neuen Wirte schwer krank zu machen.

Völlig neue Begegnungen zwischen Säugetierarten dürften in den kommenden Jahrzehnten rapide zunehmen – um das vorherzusagen, braucht man kein Hellseher zu sein. Die Forscherïnnen von der Georgetown University haben aber einige Einsichten darüber hinaus gewonnen.