Gänse und Menschen lieben Seen und städtische Parks. Wie klappt das Miteinander?

In vielen Städten wird über den richtigen Umgang mit eingewanderten Kanada- und Nilgänsen gestritten. Während die einen mit Futter anrücken, beschweren sich andere über Dreck und Lärm.

vom Recherche-Kollektiv Flugbegleiter:
8 Minuten
Der Kopf einer Nilgans ragt aus einer grünen Wiese heraus.

Ein Sommermorgen am Aachener Weiher, einem städtischen Park in Köln. Am betonierten Westufer liegt eine Gruppe von rund 50 Nilgänsen. Die umliegenden Grünflächen gehören den Kanadagänsen. Mehr als 70 der stattlichen Vögel mit dem charakteristischen weißen Kinnfleck ziehen grasend über die Wiesen. Nur wenige Radfahrerinnen und Spaziergänger mit Hunden sind in den frühen Morgenstunden hier unterwegs. Gegen Abend und an den Wochenenden dagegen füllen sich die Wiesen: erholungssuchende Familien, spielende Kinder, Jogger und Sonnenbadende konkurrieren dann mit den Gänsen um die Rasenflächen.

Es ist eine komplizierte Beziehung: Viele Spaziergänger kommen gerade wegen der Tiere in den Park – vor allem zur Zeit der Jungenaufzucht. „Die Menschen haben Freude an den Gänsen“, sagt Michael Jöbges vom Landesamt für Natur-, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV). „Es ist eine der wenigen Gelegenheiten, ein Stück Natur in der Stadt zu erleben.“ Während einige mit Tüten voller Brot und Trockenfutter anrücken, beschweren sich andere über Lärm und Dreck. Stein des Anstoßes ist das, was hinten rauskommt: Bei der Kanadagans sind das rund anderthalb Kilo Kot pro Tag, verteilt auf bis zu 150 Häufchen. Regelmäßig gehen bei der Stadt Beschwerden ein. Auch die Jagd dürfe „in den innerstädtischen Grünanlagen kein Tabu mehr sein“, heißt es in einem Kommentar des Kölner Stadtanzeigers zu der emotional geführten Debatte. „Gänsestreichler treffen auf Gänsehasser“ sagt Stefan Sudmann, Biologe, Ornithologe und Gründer des Planungsbüro Sterna für Arten- und Naturschutzmanagement in Kranenburg am Niederrhein. Im Auftrag der Stadt Köln hat er ein Gutachten über die Situation angefertigt. „Eine einfache Lösung gibt es nicht“, sagt Sudmann, doch eines sei völlig klar: „Wenn die Fütterung nicht aufhört, werden wir das Gänseproblem nicht lösen können.“

Kanadagänse am Aachener Weiher in Köln.
Kanadagänse lieben Seen, Parks und kurzrasige Wiesen – genau wie Menschen.
Ein Paar Nilgänse am Gewässerufer.
Nilgänse am Aachener Weiher in Köln: Nur zur Brutzeit sind die Vögel streng territorial.
Eine Nilgans auf der Wiese mit vier Küken.
In Deutschland brüten Nilgänse bis zu drei Mal im Jahr – und ziehen dabei fünf bis acht Gössel groß. Die Sterblichkeit unter den jungen Vögeln ist allerdings groß.
Gänse und Menschen im Park
Kanadagänse haben keine Scheu vor Menschen, und viele Besucher kommen in die Parks, um die Tiere zu beobachten.