Über Nacht weltberühmt: Ein kleiner See in Kanada soll die Erdepoche des Menschen repräsentieren

Die Menschheit hat die Erde bereits so tiefgreifend und langfristig verändert, dass eine neue geologische Epoche namens Anthropozän nötig ist, fordern Wissenschaftler. Nun haben sie unter zwölf Kandidaten den Crawfordsee zum Referenzort ernannt

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Der von Nadelbäumen umrahmte See funkelt.

Dafür, dass der Crawfordsee nur 240 Meter lang und 120 Meter breit ist, war er schon bisher ziemlich bekannt. Unter der Woche kommen Schulklassen aus einem weiten Umkreis an das kleine kanadische Gewässer fünfzig Kilometer südwestlich von Toronto, am Wochenende zieht es Ausflügler dorthin. Sie können auf einem Stelzenweg den See umrunden und dabei lernen, welche Tierarten in der Region bedroht sind. Die Hauptattraktion sind drei Langhäuser und ein indigener Garten, die zeigen, wie die hier heimischen Irokesen früher gelebt haben.

Seit Dienstagabend hat der Crawfordsee aber nicht mehr nur regionale, sondern auch globale Prominenz. Er soll als wissenschaftlicher Referenzort eine neue Erdepoche repräsentieren, die nach dem Einfluss des Menschen auf die Erde benannt ist: das Anthropozän. Dafür sprach sich nun die Anthropocene Working Group aus, ein 35-köpfiges Gremium hauptsächlich von Geologinnen und Geologen.

McCarthy mit blonden Haaren rechts schaut unter einem Zeltdach sehr genau auf das Ding auf dem Tisch, das eine Studentin hält.
Die Geologin Francine McCarthy (r.) inspiziert einen Bohrkern am Crawford Lake, der 2023 zum Referenzort für den Vorschlag des Anthropozäns ernannt wurde.
Ein brettartiges Gebilde mit einer Abfolge von dunkelbraunen und weißen Linien.
Bohrkern vom Grund des Crawfordsee mit weißen Jahresschichten.
Die neun Finalisten auf einer Weltkarte.
Die Kandidaten für den Referenzort des Anthropozäns – der Gewinner in Rot.
Studentinnen beugen sich über den Bohrkern.
Forschungsarbeiten am Crawfordsee