Die Mündung der Elbe ist eine einzigartige Landschaft

Ein Interview mit dem Luftbild-Fotografen Christian Kaiser

vom Recherche-Kollektiv Flussreporter:
6 Minuten
Wattenmeer in Schleswig Holstein, Luftbild bei Ebbe

Das Elb-Ästuar, die Mündungsbucht der Elbe, ist eine Landschaft, in der Land, Fluss und Meer nicht immer einfach zu unterscheiden sind. Der Hamburger Fotograf Christian Kaiser erkundet sie mit seiner Kamera aus der Luft. Dabei begegnet er den gestaltenden Kräften von Fluss und Gezeiten. In seinem Foto-Blog hat er einige seiner Bilder veröffentlicht.

Rainer B. Langen: Wie bist Du zur Luftbild-Fotografie gekommen?

Christian Kaiser: Die Landschaft hier im norddeutschen Raum ist ja mehrheitlich flach und manchmal auch so ein bisschen dröge und mich interessiert immer: Wie geht es da hinten weiter? Man kann neue Dinge entdecken, indem man mal die Perspektive verändert, von oben aus der Vogelperspektive draufschaut. Das bringt meistens neue Erkenntnisse und ich fühle mich in der Luft einfach auch sehr wohl.

Was ist für dich das Besondere an den Ästuaren?

Das sind im Grunde genommen Räume, die von den Naturkräften so starken Veränderungen unterliegen, dass Menschen es schwer haben, daran herum zu manipulieren.

Flussmündungen gibt es ja viele. Vom Delta des Nils, dem von Rhone, Donau und Mississippi haben bestimmt schon die meisten Leserïnnen gehört. Was ist bei einem Ästuar anders?

Beim Delta ist es ja so, dass der Fluss all sein Sediment bis zum Meer hinschafft und dann direkt im Mündungsbereich ablegt. Ein Delta ist sozusagen das Gegenteil eines Ästuars. Das Ästuar öffnet sich und …

…durch den Gezeitenstrom, der vom Meer kommt, wird Sediment, das der Fluss eigentlich loswerden möchte, dem Fluss sozusagen wieder zurück ins offene Maul gestopft.

So funktioniert das Ästuar, sehr vereinfacht ausgedrückt.

Wie siehst du das, wenn du von oben fotografierst?

Anders als vom Deich und der Deichkrone aus, wo ich einen wunderbaren, weiten Horizont habe, sehe ich Sandbänke, viele Schlickbänke. Ich bin auch ganz überrascht von den vielen verschiedenen Farben, und vor allen Dingen von den Formen.

Grün-braun-gelbe Salzwiese mit wassergefüllten Furchen und Gräben aus der Vogelsperspektive.
Aus der Vogelperspektive sind in einer Salzwiese bei Eiderstedt die Priele gut zu erkennen, also Furchen und Gräben über die Wasser bei Ebbe ab und bei Flut einläuft.
Wie ein nach oben offener Kreis ragt die Vogelinsel Trischen bei Ebbe aus dem Watt.
Die Vogelinsel Trischen in Schleswig Holstein gehört zur Mündungsbucht der Elbe.
Man mit Hut sitzt auf einem Stein am Meer und blickt in die Ferne.