Unterwegs mit Vogelfuß: Eine polnische Missionarin im peruanischen Regenwald

Dominika Szkatula will als Freundin und Verbündete die Kultur der Kichwa fördern. Als Teil einer Kirche, in der Männer das Sagen haben, ist das nicht immer einfach.

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Sieben Kinder und eine Frau mit weissen kurzen Haaren und Brille blicken aus dem Fenster eines Holzhauses

„Willst du nicht als Bürgermeisterin kandidieren? Ich kann den Vize machen“, ruft der Bootsführer in Mazan meiner Freundin Dominika Szkatula scherzhaft zu, als wir auf die Abfahrt warten. Wahrscheinlich hätte Domi, wie sie alle nennen, gute Chancen. Mit ihr in einem der typischen Tuktuks durch das Amazonasdorf zu fahren, ist fast so wie neben dem Papst in einem Papamobil zu sitzen: Frauen und Männer nähern sich, um ihr die Hand zu schütteln oder ihr einen Gruß zuzurufen, Kinder umarmen sie.

Dominika lebte sechs Jahre lang im Pfarrhaus von Mazan und betreute die Pfarrei. In der Praxis erledigte sie die Arbeit einer Pfarrerin, aber da die katholische Kirche keine Frauen zu Priesterinnen weiht, nannten sie alle einfach „Hermana“, „Schwester“. So beliebt wie sie ist, muss sie ihre Arbeit sehr gut gemacht haben.

Aus Polen an den Amazonas

Die groß gewachsene, schlanke Frau mit der sorgfältig gekämmten schlohweißen Kurzhaarfrisur genießt die Zuneigung der Menschen und schäkert mit allen. Seit 40 Jahren ist Dominika Szkatula aus dem polnischen Krakau als Laienmissionarin im katholischen Vikariat San José de Amazonas im peruanischen Amazonasgebiet unterwegs.

Vor 20 Jahren habe ich sie in einem Kurs zur politischen Lage Perus in Lima kennengelernt. Seitdem sind wir befreundet. Doch erst heute schaffe ich es, sie in ihr Dorf Angoteros zu begleiten. Ich möchte wissen, was eine polnische Laienmissionarin in einem Amazonasdorf tut und wie sie dort lebt. Ob ihre Arbeit Sinn macht.

Es ist gleichzeitig ein Weg zurück in meine eigene Vergangenheit. Vor 24 Jahren kam ich einst ebenfalls als Laienmissionarin nach Peru. Heute habe ich nur noch am Rande mit der katholischen Kirche zu tun und würde mich nie als Missionarin bezeichnen. Dominika ist Missionarin geblieben.

Das Innere eines Motorboots mit Sitzen wie in einem Bus. Passagiere verstauen ihr Gepäck und nehmen Platz.
Morgens um 5 Uhr fährt das Motorboot nach Angoteros los.

Los ging die zweitägige Bootsfahrt in ihr Dorf Angoteros in Iquitos. Im Hafen der peruanischen Amazonasmetropole warten die Boote, die Menschen und Waren ins weitverzweigte Netz der Flüsse und Nebenflüsse bringen. Schon hier begrüßen viele Menschen Domi.

Viele der Passagiere sind Lehrer auf dem Weg in ihre Dorfschulen. Es ist Dienstag. Der Unterricht beginnt am Mittwoch und endet am Freitag. Kein Wunder, dass die Qualität der staatlichen Schulen im Amazonasgebiet zu wünschen übrig lässt!

Mehrere Tuktuks. Frau mit weissen kurzen Haaren und Brille steht hinter einem Tuktuk und schaut auf eine Tasche vor ihr.
In Mazan wird das Gepäck in Tuktuks verladen und 7 Kilometer weiter auf ein anderes Schiff umgeladen. Dominika prüft, ob auch alles Gepäck eingeladen ist.
Blick auf einen Fluss, Bootsanlegestelle unter einem Baum mit ausladender Krone
Die Bootsanlegestelle des Dorfes Angoteros am Napo-Fluss.
Eine weisse Frau mit weissen kurzen Haaren und Brille toastet Brot in einer Pfanne an einem Gaskocher. Sie befindet sich in einem Haus mit offenen Holzwänden und einem Palmendach.
Dominika Szkatula in der Küche ihres traditionellen Holzhauses in Angoteros.
Ca. 35-jähriger braunhäutiger Mann mit kurzgeschorenen Haaren, nur Gesicht, lacht an der Kamera vorbei. Im Hintergrund die Holzbretter des Hauses, davor Wäscheleinen mit Kleidung und eine Kochstelle.
Apu Hugo Coquinche ist der Vorsteher des Dorfes Angoteros. Er ist zuständig dafür, dass es friedlich zugeht.
Im Vordergrund eine Frau mit kurzen weissen Haaren und Brille, trinkt ein weisses Gebräu aus einer breiten Schale. Im Hintergrund ein Mann an einem Tisch in einer Holzhütte, davor ein Kind.
Im Haus des Apu Hugo Coquinche. Dominika Szkatula trinkt Masato, das traditionelle Begrüßungsgetränk aus fermentierter Maniokwurzel.
Zwei Frauen unterhalten sich: links eine Frau mit schwarzen kurzen Haaren und Brille, rechts eine um mindestens einen Kopf grössere Frau mit weissen kurzen Haaren und Brille
Dominika Szkatula unterhält sich mit Teresa Benitez (links) vom staatlichen Gesundheitsdienst.
Eine Gruppe von rund 15 Männern in blauen Westen sitzen im Kreis und horchen einem jungen Mann zu, der an einem Wandbild erklärt, wie man Malariaprophylaxe betreibt.
In der Kirche von Angoteros unterrichtet die Gesundheitsbehörde die Gesundheitspromotoren der Dörfer in Malariaprophylaxe.
Im Hintergrund ein blaugrün gemaltes einstöckiges Gebäude, mit einem hohen Hauptteil und zwei flachen Seitenteilen.
Dominika Szkatula steht vor dem Eingang zu ihrer Kirche in Angoteros. „Pachayaya wasi“ bedeutet „Haus des Vaters von Raum und Zeit“ in der Kichwa-Sprache.
Kleines Motorboot am Hafen, auf dem Deck steht eine grosse, schlanke Frau mit weisser Kurzhaarfrisur und Brille und winkt in die Kamera
Zwei Tage ist Dominika Szkatula mit dem Boot von der Hauptstadt Iquitos bis in ihr Dorf Angoteros unterwegs.
Ein Holzgestellt mit rund 60 Macheten mit jeweils rotem Griff. Im Mädcheninternat von Santa Clotilde
Im Mädcheninternat von Santa Clotilde erhalten auch Mädchen aus Angoteros eine bessere Ausbildung. Sie müssen im Gemüsegarten mithelfen und ihr eigenes Essen anbauen. Jedes Mädchen hat seine Machete.