Zu Besuch im Privat-Bunker: „Gleich steht der Russe vor der Tür“

Private Schutzräume galten lange als Hobby von Preppern oder exzentrischen Promis. Seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs hat sich das geändert.

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Michael Grimm steht in seinem Bunker

Ein Einfamilienhaus in Ehingen in der Nähe von Ulm. Vor der Tür parkt ein Kombi, im Garten döst ein Schäferhund zwischen Wäschespinne und Plastikstühlen. Eine normale deutsche Vorstadt-Idylle, könnte man meinen.

Doch unter dem Garten, der von außen so unscheinbar wirkt, lauert ein betondickes Geheimnis: Dorthin könnten bis zu zwanzig Personen im Kriegsfall flüchten, geschützt vor Bomben und atomarer Strahlung. Das hoffte zumindest der Erbauer.

Dem Frieden nie getraut

Michael Grimm, 67, hat den Privatbunker von seinem Vater geerbt, der ihn 1985 erbauen ließ. „Ich habe in dieser Zeit meine Diplomarbeit geschrieben“, erinnert sich Grimm, ein fröhlicher Rentner mit grauem Bart und festem Blick.

„Wenn ich Ablenkung brauchte, habe ich auf die Baustelle geschaut. Da gab’s immer was zu sehen.“ Grimms Vater hatte im Zweiten Weltkrieg die Bombardierung von Dresden miterlebt und war zeit seines Lebens traumatisiert.

„Er hat dem Frieden nie getraut“, erinnert sich Grimm. „Deshalb wollte er auf alles vorbereitet sein.“

Michael Grimm dreht eine Handkurbel im Bunker
Über eine Handkurbel lässt sich Strom erzeugen, damit die Belüftung und das Licht bei Stromausfall weiterhin funktionieren
Michael Grimm öffnet den Notausstieg im Privatbunker
Damit der Bunker wieder voll einsatzfähig ist, müsste er flottgemacht werden. Hier eine Aufnahme der Notausstiegsluke.
Michael Grimm steht im Eingangsbereich seines Bunkers
Noch nicht kriegsbereit: Die Eingangstür des Privatbunkers klemmt und müsste dringend gewartet werden.
Erklär-Tafel zur Bedienung der Bunker-Lüftanlage
Die Lüftung im Privatbunker schützt vor atomarem Staub, ist aber nicht ganz einfach zu bedienen
Eine Ausstiegsklappe in einem Garten
Der Notausstieg führt in den Garten. „Nichts für adipöse Menschen“, findet der Bunker-Besitzer.
Stromkabel hängen an der Kellerwand
Nicht mehr ganz frisch: Der Bunker stammt aus dem Jahr 1985 und wurde seither nicht erneuert.