Livestream vom Bauernhof soll Tierwohl verbessern
Im Supermarkt sehen Kund:innen, woher Fleisch und Eier stammen

An der Fleischtheke im Supermarkt sollen sich Kund:innen davon überzeugen, dass Hähnchen, Schwein und Rind gut gehalten worden sind. Dazu bietet eine Firma den direkten Blick in den Stall und auf die Wiese. Die ZukunftsReporter stellen die Idee vor.
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Investitionen für mehr Transparenz
Bisher besuchen und beraten Berens von Rautenfeld und seine Mitstreiter alle interessierten Landwirte persönlich. Die erste Kamera koste den Landwirt mit Installation 3400 Euro, die zweite 1500 Euro – das sei der Selbstkostenpreis, so der Initiator. Hinzu kämen 50 Euro pro Monat und Kamera für die Datenübertragung. Für die Software und Serverleistung seiner Firma zahlen die Händler 30 Euro pro Monitor. Er wolle mit diesem Angebot keinen Gewinn machen, sagt Berens von Rautenfeld: „Wir hoffen, mit der Zeit über die Zahl der Händler auf Kostendeckung zu kommen.“ Für Landwirte im Nebenerwerb könnten diese Investitionen zu teuer sein, aber andere hätten ihm berichtet, dass sie mit dem Livestream mehr verkaufen. Die Initiative will das nun in Zusammenarbeit mit Hochschulen genauer untersuchen – ebenso wie die Reaktionen der Kund:innen: Kaufen sie mit einem besseren Gewissen ein oder verzichten sie auf tierische Produkte, nachdem sie die Tiere gesehen haben?
Für den Initiator ist das Ziel, den Fleischkonsum zu verringern: „Weniger Fleisch essen, aber dafür in besserer Qualität.“ Berens von Rautenfeld hofft, dass die Bilder für sich sprechen, denn er kann die Tierhaltung nicht selbst überprüfen. Die Voraussetzungen für seine Initiative seien gut, findet er: Nach dem neuen Ernährungsreport des Landwirtschaftsministeriums erwarten 73 Prozent der Deutschen von der Landwirtschaft eine artgerechte Tierhaltung. Außerdem hat Aldi angekündigt, bis 2030 nur noch Frischfleisch den tierverträglicheren Haltungsformen 3 und 4 anzubieten. „Der Einzelhandel ist aufgescheucht und fühlt sich von Aldi unter Druck gesetzt“, sagt Berens von Rautenfeld.

Diskussion in der Tierethik
Auch die Tierethikerin Leonie Bossert von der Universität Tübingen sieht Anzeichen für ein Umdenken, etwa bei ihren Student:innen: „Es ist etwas in Gang gekommen, vor allem bei jungen Menschen.“ Immer mehr Menschen machen sich bewusst, wie schlecht die Bedingungen in der Massentierhaltung sind, hinzu kommt nun das Argument mit dem Klimaschutz: Die Tierhaltung ist für knapp 15 Prozent der vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich, ermittelte die Welternährungsorganisation FAO zuletzt im Jahr 2013. Außerdem gibt es immer mehr schmackhafte Alternativen zu tierischen Produkten. Trotzdem ist Bossert skeptisch: „Wir sind in der Gesellschaft immer noch moralisch schizophren: Wir wissen, wie die Tiere gehalten werden, und schauen trotzdem weg. Wer grausame Bilder sehen möchte, kann sie sehen.“
Können aber schöne Bilder von glücklichen Tieren beim Umdenken helfen? Über die Schritte zu mehr Tierwohl werde in ihrem Fach gerade offen diskutiert, berichtet Bossert. Sie selbst befürchtet, dass es Verbraucher:innen genügen könnte, das Fleisch mit besserem Gewissen zu essen. Letztlich müsse das Ziel sein, Tiere gar nicht mehr leiden zu lassen, sagt sie. Sie hat daher im vergangenen Jahr einen offenen Brief von Tierethikexpert:innen an den Deutschen Ethikrat unterzeichnet. In diesem Brief wird eine Stellungnahme des Ethikrats zum Tierwohl als „übervorsichtig und vage“ kritisiert: Wer das Tierwohl ernst nehme, müsse schärfere Forderungen stellen, als es der Ethikrat tut. In der Stellungnahme lehnt der Ethikrat zum Beispiel die Trennung von Mutter- und Jungtieren nach der Geburt ab. Die Autor:innen des offenen Briefs schreiben dazu: Diese Trennung „wird jedoch überall praktiziert, auch in der ökologischen Tierhaltung“. Was daraus folge, lasse der Ethikrat trotz seiner Ablehnung offen.
Forderungen an die Politik
Kund:innen im Supermarkt haben keine Möglichkeit zu prüfen, ob die Tiere im Video mit ihren Müttern aufgewachsen sind. Das Beispiel zeigt, dass sie nicht alle Aspekte des Tierwohls einschätzen können, selbst wenn sie einen direkten Einblick in den Stall haben. Dennoch können die Bilder einen Aspekt verdeutlichen, der Berens von Rautenfeld wichtig ist: Freilaufende Hühner und Schweine sind kein naiv-romantisches Bild der Viehwirtschaft, sondern ein substanzieller Beitrag zu weniger Leid in der Nutztierhaltung.
Und vielleicht kann tierwohl.tv auch die politische Debatte in Schwung bringen, wie es sich sowohl der Initiator als auch die Tierethikerin wünschen. Handlungsbedarf sehen sie genug: Die Behörden könnten zum Beispiel schneller eine Baugenehmigung erteilen, wenn ein Landwirt seinen Stall öffnen will, um den Tieren Zugang zur Wiese zu ermöglichen, erläutert Berens von Rautenfeld. Und Bossert findet, dass eine Ampel auf Lebensmitteln den Verbraucher:innen die Entscheidung für tier- und klimafreundliche Produkte erleichtern würde, indem sie den Wasser- und Flächenverbrauch sowie die CO2-Emissionen des Produkts beziffert. Am Ende setzt sich Bossert aber für Lebenshöfe ein, die auch als Gnadenhöfe bekannt sind und auf denen Zuchttiere ohne Verwertungsabsicht möglichst artgerecht gehalten werden. Sie möchte das Zusammenleben mit Tieren grundsätzlich neu denken: „Wenn wir Tieren moralische Rechte zubilligen, dürfen wir sie nicht mehr als Produkte auffassen und sie züchten, halten und essen.“