Warum in Deutschland die regionale Kolonialgeschichte erforscht werden muss

Wissenschaft und Ehrenamt: Der Freiburger Historiker Heiko Wegmann regte mit seinen Archivrecherchen die Aufarbeitung der kolonialen Verflechtungen in Baden-Württemberg an

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Zwei stehende Männer mittleren Alters, die einen Karton halten und in die Kamera blicken.

Denkmäler besprühen, Straßen umbenennen oder in Archiven recherchieren: Es gibt viele Wege, um über die Kolonialzeit aufzuklären. Heiko Wegmann wirft keine Farbbeutel. Er versteht sich als „Freund konkreter historischer Recherche“. Aktivistische Kampagnen sind dagegen nicht gerade sein Schwerpunkt. Dennoch hält er sie für wichtig. Ohne lautstarken Protest ändere sich einfach nichts, findet er.

Ohne fundierte Erforschung der Regionalgeschichte auch nicht. Wegmann brachte mit der ihm eigenen Beharrlichkeit Licht in ein verdrängtes Kapitel deutscher Geschichte – und zwar lange bevor Städte und Gemeinden sich diesem heiklen Thema stellten. Seine Arbeit veränderte im Südwesten den Blick auf die koloniale Bewegung. Dabei war das anfangs nicht sein Plan gewesen. Wegmann hatte zuvor in Oldenburg Sozialwissenschaften studiert und sich mit weltwirtschaftlichen Fragen des Nord-Süd-Konflikts befasst.

Afrikanische Kämpfer in dunkler Uniform bilden einen schützenden Kreis um einen Mann in weißer Uniform.
In den 1920er und 1930er-Jahren prägte Max Knecht die Kolonialbewegung in Freiburg i. Breisgau. Das Foto zeigt ihn 1907 als Kolonialoffizier mit Askari-Soldaten am Strand von Gisenyi am Kiwu-See (Ruanda).
Der aufgeschlagende Bildband zeigt auf der rechten Seite eine Abbildung eines Schildes, auf dem ein Banner mit Hakenkreuz zu sehen ist.
In der Ausstellung „Freiburg und Kolonialismus. Gestern? Heute!“ (2022) erinnerte das Schild des Kreisverbandes Freiburg des Reichskolonialbundes an das Fortleben des Kolonialismus in der NS-Zeit. Doppelseite aus dem gleichnamigen Katalog.
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