Labor-Experimente mit gefährlichen Viren: Wie viel Risiko darf es sein?

Während die USA gegen die „Gain of Function“-Forschung vorgehen, lockert Deutschland die Sicherheitsvorgaben für Laborarbeiten mit Coronaviren. Was hat es mit den Entwicklungen auf sich?

vom Recherche-Kollektiv Corona:
9 Minuten
Blick in ein Hochsicherheitslabor: Zwei Mitarbeiter sitzen an Werkbänken, ein dritter steht im Raum. Alle drei tragen Vollkörperschutzanzüge mit einer Kunststoffhaube über dem Kopf. Blaue, von der Decke hängende Schläuche sind an die Anzüge angeschlossen.

Kein Labor sei vor Lecks gefeit, schrieb der US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy auf der Social-Media-Plattform X. Mit dieser Aussage lieferte er die Begründung zu einem Dekret, das Donald Trump am 5. Mai unterzeichnet hatte. Der amerikanische Präsident stoppte damit die Finanzierung der so genannten „Gain of Function“-Forschung. Aufgrund des möglichen Labor-Ursprungs der Corona-Pandemie steht sie in der Kritik, ein Virus im Labor erst richtig gefährlich für die Menschheit zu machen.

Wie ein Widerspruch zum Dekret des US-Präsidenten wirkt da eine von der Öffentlichkeit kaum bemerkte Entscheidung in Deutschland. Bisher waren Wissenschaftler:innen dazu verpflichtet, Arbeiten am SARS-CoV-2-Virus in einem Labor der zweithöchsten Sicherheitsstufe S3 zu erledigen. Diese Risikoeinstufung wurde nun gelockert: Seit dem 8. April 2025 ist die Forschung am Pandemievirus auch in S2-Laboren möglich, für die deutlich niedrigere Sicherheitsstandards gelten. Die Entscheidung fiel – ausgerechnet – kurze Zeit nach Bekanntwerden der Einschätzung des Bundesnachrichtendienstes, der zufolge die Pandemie wahrscheinlich auf die Viruslinie aus einem chinesischen Labor zurückgehen soll.

Was hat es mit den Entscheidungen dies- und jenseits des Atlantiks auf sich? Wie riskant sind die wissenschaftlichen Experimente mit Krankheitserregern? Und warum gilt die Laborsicherheit in Deutschlandtrotz der Lockerung als hoch?

Eine Labormitarbeiterin im Vollschutzanzug hantiert mit einer Pipette unter dem Abzug einer Sicherheitswerkbank aus Edelstahl, ein anderer Labormitarbeiter schaut ihr über die Schulter.
Gefährliche Laborarbeiten im Hochrisikobereich finden an speziellen Sicherheitswerkbänken statt – und immer im Vier-Augen-Prinzip.
Ein Labormitarbeiter im Schutzanzug entnimmt eine Probe aus einem Tank, das Bild ist durch den flüssigen Stickstoff in Dampf gehüllt.
Virusproben im Hochsicherheitslabor lagern gekühlt in flüssigem Stickstoff bei -160°C.
Schreibtisch mit Stuhl, Monitor und einer Tastatur mit besonders großen Tasten.
Die Tastatur am Computerarbeitsplatz eines S4-Labores ist extra groß, damit sie sich auch mit mehreren Paar Handschuhen übereinander bedienen lassen.
Ein Wasserstrahl prasselt auf einen Labormitarbeiter, der im Vollkörper-Schutzanzug steckt.
Nach der Arbeit im S4-Labor gehen die RKI-Labormitarbeiter:innen für sechs Minuten mit ihren Schutzanzügen unter eine spezielle Dekontaminierungsdusche, in der eventuell am Anzug anhaftende Viren abgetötet werden.
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