Geklonte Vierlinge, männliche Geburtshelfer: Einblicke in den Kreißsaal der Natur

Säugetiere gebären ihre Nachkommen auf vielfältigste Weise. Sie pausieren mit der Schwangerschaft, tragen Junge in doppelten Gebärmüttern aus oder leisten Hebammendienste. Die Lebendgeburt machte es möglich.

vom Recherche-Kollektiv Tierreporter:
12 Minuten
Neugeborener Welpe eines Chinesischen Schopfhundes saugt an der Zitze seiner Mutter

Im Tierreich gibt es die schillerndsten Varianten der Vermehrung, eine sagenhafte Vielfalt hat sich im Lauf der Evolution herausgebildet. Die Tragezeit eines Pandaweibchens ist so wenig vorhersagbar wie ein Lottogewinn. Ein Elefantenjunges entwickelt sich nahezu zwei Jahre lang im Leib seiner Mutter. Sumpfwallabys hören niemals auf, schwanger zu sein, und das Neunbinden-Gürteltier bringt fast immer Vierlinge zur Welt.

Für all das musste die Evolution aber erst eine neue Methode des Gebärens entwickeln: weg vom Eierlegen, hin zur Lebendgeburt. Die Viviparie, so der Fachbegriff für das Lebendgebären, ist kein Gegenentwurf, sondern vielmehr eine Erweiterung der Eiablage. Auch bei der Lebendgeburt entsteht das neue Wesen ja zunächst aus einem Ei. Der Unterschied liegt in der Frage: Werden die Eier im Leib behalten und wachsen dort heran – oder schlüpfen die Jungen außerhalb des Körpers aus einem Gelege?

Eine neue Strategie der Fortpflanzung: die Lebendgeburt

Wann genau die Entwicklung hin zur Lebendgeburt eingesetzt hat, ist unklar. Den bislang frühesten Nachweis fanden Forscherïnnen im Fossil eines fischähnlichen Wirbeltiers, das vor rund 380 Millionen Jahren gelebt hatte und einen Embryo im Leib trug, samt Nabelschnur. Damit tauchte die Viviparie schon lange vor dem Ursprung der Säugetiere auf, also vor mehr als 230 Millionen Jahren. Das heißt: Lebend zu gebären ist typisch für Säugetiere, aber kein Alleinstellungsmerkmal. Auch bringen nicht alle Säuger lebende Jungen zur Welt: Schnabeltiere und Ameisenigel legen Eier und sind damit dem evolutiven Weg ihrer Wirbeltierklasse nicht gefolgt. Dafür schlugen andere diesen Pfad ein: Die Lebendgeburt hat sich unabhängig in verschiedenen Tiergruppen entwickelt. Es gibt sie bei den Riesenschlangen und den Haien, aber auch bei den wirbellosen Schnecken oder Skorpionen.

Bleibt die Frage: warum?

Babyelefant läuft in seiner Herde mit.
Ein größerer Kontrast ist kaum denkbar: Elefantenbabys laufen noch am Tag ihrer Geburt in der Herde mit. Während neugeborene Pandas …
Neugeborener Panda im Brutkasten, noch blind.
… ohne wochenlange Intensivpflege nicht lebensfähig sind. Hier wird ein Pandasäugling im Brutkasten großgezogen.
Bonoboweibchen hält sein Jungtier im Arm.
Haben dem Kleinen auch Hebammen auf die Welt geholfen? Bei Bonobos gilt die Geburt als soziales Ereignis.
Hyäne ruht mit Jungtier
Da hat sie es hinter sich: Die Geburt von Tüpfelhyänen soll äußerst schmerzhaft sein.
Ein Neunbinden-Gürteltier im Sand.
Das Neunbinden-Gürteltier bringt dank einer Genmutation fast nur Vierlinge zur Welt – auch so lassen sich Gene rasch weitertragen.
Drei Sumpfwallabys sitzen beieinander.
Sumpfwallabys sind Einzelgänger und müssen aus ihren kurzen Paarbegegnungen alles herausholen, was möglich ist. Deshalb gibt es Jungtier nach Jungtier nach Jungtier.