„Kinder stellen die besten Fragen“

Die Astronomin Ruth Grützbauch zeigt jungen Menschen das Universum. Ihr mobiles Planetarium passt in ein Lastenrad. Wer sich tiefer mit dem Weltraum beschäftigt, denke automatisch mehr über unsere Verantwortung, sagt sie im Interview. Astronautin wäre sie trotzdem gerne.

vom Recherche-Kollektiv Die Weltraumreporter:
10 Minuten
Eine Frau mit langen Haaren steht in einem dunklen Raum und zeigt mit einem Laserpointer an die Decke, über ihr an der schwarzen Decke ein grüner Schimmer eines Gasnebels im All, neben der Frau ein Beamer.

Wer als Stadtmensch einmal im Planetarium war, wird einen solchen Abend nicht vergessen: Die Zahl der Sterne ist unermesslich und die Liegestühle meistens gepolstert. Aber es geht auch ganz anders: Mobile Planetarien gelten als neue Möglichkeit, besonders junge Menschen für Astronomie und Naturwissenschaften zu begeistern.

Ruth Grützbauch hat sich entschieden, ihren Job als forschende Astronomin aufzugeben. Sie will stattdessen ganz junge Forscherinnen und Forscher begeistern und reist mit einem mobilen Planetarium durch Wien und andere österreichische Städte. Dazu betreibt sie einen astronomischen Podcast, gemeinsam mit dem Astroblogger Florian Freistetter. Karl Urban hat mir ihr gesprochen.

Karl Urban: Frau Grützbauch, Sie nehmen uns mit auf einen Roadtrip ans Ende des Universums, steht im Klappentext Ihres neuen Buchs. Der Titel: „Per Lastenrad durch die Galaxis“. Das klingt anstrengend. Wie kamen Sie auf die Idee, die kosmischen Weiten mit nachhaltiger Mobilität zu verbinden?

Ruth Grützbauch: Dieses Spannungsverhältnis ist absichtlich gewählt, denn natürlich soll es Aufmerksamkeit erregen. Als mein wunderbarer Lektor diesen Titel vorschlug, war ich deshalb gleich sehr zufrieden damit. Ich habe ja wirklich ein mobiles, aufblasbares Planetarium und das fahre ich mit dem Lastenrad durch Wien und Umgebung. Da reise ich quasi mit dem Weltraum herum und zeige dann den jungen Menschen die unendlichen Weiten.

Wie genau sieht denn so ein mobiles Planetarium aus?

Es ist extrem kompakt. Es ist ein igluförmiges Zelt, das fünf Meter breit und drei Meter hoch ist und das von außen kein Licht hindurchlässt. Das Kernstück besteht aus einem Laptop und einem Beamer mit Fischaugenobjektiv, der die Kuppel von innen beleuchtet. Dann gibt es noch einen kleinen Ventilator. All das hat zwar ein gewisses Gewicht, aber ist tatsächlich so kompakt, dass ich es im Fahrrad transportieren kann. Das einzige, was ich neben einem Aufstellplatz noch brauche, ist eine Steckdose. Nach ungefähr 20 Minuten bin ich bereit, den Leuten den Weltraum zu zeigen.

Der Innenraum ist vergleichsweise klein. Da hatten Sie es in der Coronazeit sicher nicht leicht, das Programm anzubieten.

Letztes Jahr war ich zwischen November bis Juni gar nicht mit dem Planetarium unterwegs. In der ersten Hälfte dieses Herbstes hatte ich immerhin alle zwei Wochen eine Veranstaltung. Es war also sehr reduziert. Das heißt, es ist immer noch eine recht schwierige Zeit.

Eine Frau mit pinkem Kleid, dunkelblauer Jeans und lila Jacke steht lachend an einem Lastenrad. Dessen Ladefläche ist voll und mit einer schwarzen Plane abgedeckt.
Das Planetarium passt komplett ins Lastenrad.
Der Innenraum des mobilen Planetariums erscheint rötlich, weil oben eine Großaufnahme der Sonne projeziert wird. Darunter sitzt Ruth Grützbach lachend, umgeben von Müttern und Vätern mit ihren Kindern im Kindergartenalter.
Kinder stellen die besten Fragen: Familien zu Besuch im mobilen Planetarium

Details zum Buch

Ruth Grützbauch: Per Lastenrad durch die Galaxis

Aufbau-Verlag, Oktober 2021

224 Seiten

EUR 20,00