Ultraschall der Eierstöcke: Wenn individuelle Gesundheitsleistungen zur Krebs-Früherkennung schaden

Viele Arztpraxen bieten Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) an. Trotz ärztlicher Pflichten erfahren Patient:innen oft nichts über die möglichen Risiken.

vom Recherche-Kollektiv Plan G:
4 Minuten
Eine Ärztin hält einen transvaginalen Ultraschallstab und zeigt auf den Bildschirm eines Ultraschallgerätes, um einer Patientin die Ergebnisse der Untersuchung zu erklären

Neulich beim Frauenarzt. Nachdem die Frauenärztin meine Fragen eigentlich ganz zufriedenstellend beantwortet hatte und ich mich deshalb recht sicher fühlte, stand die übliche Kontrolluntersuchung an. Ich nahm auf dem Untersuchungsstuhl Platz. In diesem Moment, von dem man wirklich will, das er sich nicht allzu sehr in die Länge zieht, fragte die Frauenärztin plötzlich: „Möchten Sie einen Ultraschall der Eierstöcke?“.

Früher hätte ich wohl schnell eingewilligt, um bloß keine längeren Diskussionen anzuzetteln. Ich bin ganz stolz auf mich, dass ich stattdessen mit einer Gegenfrage antwortete: „Ist das denn aus medizinischen Gründen nötig?“.

Was steckt dahinter?

Ultraschall der Eierstöcke ist eine sogenannte individuelle Gesundheitsleistung, kurz: IGeL. Diese Leistungen werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen, man muss sie selbst bezahlen. Ultraschall der Eierstöcke gehört zu den häufigsten in Deutschland verkauften IGeLn.

Das ist bemerkenswert. Denn diese Untersuchung schadet nachweislich mehr als sie nutzt. Zu diesem Ergebnis kommen nicht nur unabhängige Untersuchungen, sondern auch die gynäkologischen Fachgesellschaften selbst. Sie raten seit Jahren ausdrücklich von der Untersuchung ab – weil der Nutzen nicht belegt ist und es zu oft falschen Alarm gibt, der zu psychischen Belastungen und unnötigen Folgeuntersuchungen und -operationen führt. Im schlimmsten Fall werden gesunde Eierstöcke unnötig entfernt.

Trotzdem bieten offenbar immer noch sehr viele Gynäkolog:innen ihren Patientinnen diese Untersuchungen an und viele Frauen lassen weiterhin ihre Eierstöcke und Gebärmutter per Ultraschall untersuchen. Vielleicht, weil sie – so wie ich – keine Zeit zum Nachdenken bekommen. Vielleicht auch, weil sie – so wie ich – zu wenig über die möglichen Schäden aufgeklärt wurden.

Wo informieren?

Am besten informierst du dich über IGeL, bevor sie dir angeboten werden, damit du die Situationen erkennst, in denen etwas schiefläuft.