Das deutsche Gesundheitssystem: Zu teuer, zu ineffizient, zu wenig evidenzbasiert

In kaum ein Gesundheitssystem fließt so viel Geld wie in das deutsche – gemessen daran, sind die Ergebnisse nicht besonders gut. Vor allem die Prävention scheitert bereits in Ansätzen. Warum eigentlich?

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Bild eines modernen Operationssaales in einer Klinik.

„Wie geht es uns heute?“ Das ist die Standardfrage in der Arztpraxis, doch in Bezug auf „uns“, die Menschen in Deutschland, ist sie gar nicht so leicht zu beantworten. Gesundheitspolitik braucht gute Daten. Im Robert Koch-Institut (RKI) erkannte man, dass diese fehlen – und rannte doch jahrelang gegen Mauern.

Bereits 2013, berichten Beteiligte, gab es in Deutschlands wichtigster Gesundheitsbehörde den Plan, eine dauerhafte Kohortenstudie einzurichten: Ein großer, möglichst repräsentativer Ausschnitt der Bevölkerung, der sich regelmäßig zur Gesundheit befragen ließ. Ob es um die Entwicklung von Übergewicht oder Diabetes geht, um Ernährungstrends oder Bewegungsmuster – welch ein Schatz derartige Daten für die politische Steuerung wären, darin waren sich Wissenschaftler:innen einig. In einer möglichen Pandemie ließe sich mit einem solchen Dauer-Panel zudem das Infektionsgeschehen oder der Effekt von Schutzmaßnahmen aussagekräftig bewerten.

„Tradierte Prozessabläufe“

In der Politik aber fand das RKI kein Gehör. Die Gesundheitsminister wechselten, eines blieb: Es gab kein Geld für die Panel-Pläne. Dann kam mit Corona tatsächlich eine Pandemie, und im März 2022 nahm die Institutsleitung um den damaligen Präsidenten Lothar Wieler einen neuen Anlauf. Sie legte ein 104 Seiten langes Konzept für eine Neuaufstellung der Abteilung für „Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring“ vor. Das interne Dokument liegt Spektrum nach einer Informationsfreiheitsanfrage vor. Und anders als öffentlich, wo das RKI bis heute die Datengrundlage „während der gesamten COVID-19-Pandemie“ als „ausreichend“ beschreibt, legt es schonungslos die Lücken offen.

Portraitfoto von Prof. Dr. Hajo Zeeb
Prof. Dr. Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS
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