Herausforderung bei der Covid-19-Therapie: Bildung von Blutgerinnseln verhindern

Was macht Sars-CoV-2 mit der Blutgerinnung? US-Forscher fordern neue Strategien gegen Thrombosen und Schlaganfälle

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Die leuchtend orangefarbene Aufschrift „Rettungsdienst“ auf einem Krankenwagen

Als die ersten PatientInnen mit Covid-19 in die Krankenhäuser kamen, war klar: Sars-CoV-2 ist nicht nur ein Problem für die Atemwege. Auch andere Organe nehmen Schaden. Wenn sich das Coronavirus im Körper ausbreitet, kann es zum Beispiel zu neurologischen Beschwerden wie starken Kopfschmerzen oder zum Verlust von Geruch und Geschmack kommen. Außerdem steigt das Risiko für Thrombosen, Schlaganfälle und Herzinfarkte, weil sich die Infektion auf die Gefäße auswirkt und sich die Gerinnungsneigung des Blutes erhöht.

Die Versorgung von schwer an Covid-19 erkrankten PatientInnen auf den Intensivstationen hat sich seit Beginn der Pandemie verbessert. Die Sterberate der in den Unikliniken behandelten Infizierten sank von 20,7 Prozent (bis April 2020) in den ersten Monaten der Pandemie auf 12,7 Prozent (April bis September 2020). Das liegt unter anderem an einer verbesserten Therapie. Zum Beispiel kann es mit Wirkstoffen wie Dexamethason gelingen, die Entzündungsreaktion zu hemmen und eine Überreaktion der Körperabwehr zu verhindern.

Balanceakt: Gerinnselbildung stoppen, ohne Blutungen auszulösen

Die erhöhte Gerinnungsneigung bei Covid-19 in den Griff zu bekommen, ist jedoch nach wie vor ein schwieriger Balanceakt. Das zeigt auch die aktualisierte Leitlinie zur stationären Therapie von Covid-19-PatientInnen. Alle im Krankenhaus behandelten Corona-PatientInnen sollen vorbeugend niedermolekulares Heparin erhalten. In welchem Umfang darüber hinaus gehandelt werden sollte oder müsste, ist noch unklar.

Studien, die höher dosierte oder andere als sonst im klinische Alltag verwendete Kombinationen von „Blutverdünnern“ austesteten, konnten bisher keine Erfolge vermelden, schreiben Alex Spyropoulos und sein Kollege Marc Bonaca von den Feinstein Institutes for Medical Research in New York, im Fachblatt „The Lancet“. Es sei an der Zeit, jetzt einen Schritt zurückzutreten und sich ganz genau damit zu beschäftigen, welche Prozesse es bei Covid-19 eigentlich im Einzelnen seien, die die Gerinnselbildung antrieben.

Das Bild zeigt eine rasterelektronenmikroskopische Aufnahme von aktivierten Immunzellen, die durch eine netzartige Struktur miteinander verbunden sind
Rasterelektronenmikroskopisches Bild von neutrophilen Granulozyten des Menschen die nach Aktivierung ihre „Netze“ ausgeworfen haben. Vergößerung: 2500 x