Versprochen – gebrochen: Lauterbach und Länder stellen Long-COVID- und ME/CFS-Versorgung hinten an

100 Millionen Euro wollte Karl Lauterbach in eine bessere Long-COVID-Versorgung stecken – im Haushaltsentwurf aber tauchte diese Summe nicht auf. Was von den Plänen des Bundesgesundheitsministers übrig blieb, stellte er am Mittwoch in Berlin vor. Eine Recherche von RiffReporter in den Bundesländern zeigt: Mit gebrochenen Zusagen steht Lauterbach keineswegs allein da, ob es um Long-COVID, ME/CFS oder Impfgeschädigte geht.

vom Recherche-Kollektiv Postviral:
12 Minuten
Mit einem Protestbanner auf der Wiese vor dem Deutschen Bundestag fordert die Initiative „Nicht Genesen“ 200 Millionen Euro für Forschung und Versorgung bei Long-COVID, ME/CFS und Post Vac. Im Vordergrund der Rücken eines Ordners, der eine leuchtend orangefarbene Warnweste mit dem Aufdruck „#nichtgenesen #mecfs #longcovid #postvac #wirfordernforschung“

Für Karl Lauterbach (SPD) ist die „Initiative Long-COVID“ seines Bundesgesundheitsministeriums „ein beachtlicher Erfolg“. Den Kontrapunkt dazu hatte sich der Minister bei der Vorstellung am Mittwoch in Berlin gleich mit aufs Podium der Bundespressekonferenz geholt, in Person der Immunologin Carmen Scheibenbogen, Long-COVID-Expertin der Charité, und des Kardiologen Bernhard Schieffer, Leiter der einzigen deutschen Spezialsprechstunde für Impfgeschädigte am Universitätsklinikum Gießen Marburg. Beide bedankten sich höflich, ließen aber keinen Zweifel daran, dass sie sich auch anderes hätten vorstellen können. Er hoffe, „dass dies nur der erste Aufschlag ist“, sagte Schieffer. „Ich bin ganz ehrlich: Die bisherigen Initiativen werden nicht reichen“, betonte Scheibenbogen.

Der CDU-Abgeordnete Sepp Müller diskutiert auf der Wiese vor dem Bundestag gestenreich mit Aktivisten der Initiative „Nicht Genesen“, die Menschen mit Long-COVID, ME/CFS und Post Vac vertritt. Foto vom 4. Juli 2023.
Wie viel von den Ankündigungen übrig blieb: Der CDU-Abgeordnete Sepp Müller, stellvertretender Vorsitzender der Unionsfraktion, gehört zu den Kritikern von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) beim Thema Long-COVID. Hier ist er im Gespräch mit Aktivisten der Betroffenen-Initiative „Nicht Genesen“ bei deren Protest vor dem Bundestag am 4. Juli 2023.
Hunderte Rollstühle stehen auf der Wiese vor dem Bundestag, darauf montiert: Schwarz-Weiß-Fotos von schwer an Long-COVID, ME/CFS oder Post Vac Erkrankten. Eine Protestaktion der Betroffeneninitiative „Nicht genesen“ am 4. Juli 2023.
Hunderte Rollstühle: Mit Fotos von schwer betroffenen Long-COVID-, ME/CFS- oder Post-Vac-Erkrankten wies die Initiative „Nicht genesen“ am 4. Juli 2023 auf die aus ihrer Sicht unzureichende Versorgungslage hin.