Biomass-Satellit hebt ab: ESA startet Mission zur globalen Waldvermessung

Aus dem Regenwald Südamerikas ist ein Satellit mit einem experimentellen Radar gestartet: Die Mission Biomass soll erstmals erfassen, wie schwer die Wälder sind – und damit eines der letzten großen Probleme der Klimaforschung lösen.

vom Recherche-Kollektiv Die Weltraumreporter:
6 Minuten
Zwei Fotos zeigen die Vega C-Rakete mit gezündetem Triebwerk auf der Startrampe und auf einem Feuerstrahl reitend in der Luft.

Es dämmert noch auf dem Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana, als um 6:15 Uhr Ortszeit (11:15 MESZ) am 29. April 2025 die Triebwerke der Vega C zünden und es laut durch den tropischen Regenwald dröhnt. Es ist erst der dritte Start der kürzlich generalüberholten Rakete. An Bord befindet sich der 1250 Kilogramm schwere Satellit Biomass der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA), der in den kommenden fünf Jahren mit einer völlig neuen Methode die Masse der Wälder weltweit vermessen soll. Das wichtigste Instrument an Bord ist ein Radar, das in Deutschland entwickelt wurde. Die Biomass-Mission könnte damit eine der größten verbliebenen Unsicherheiten für globale Klimamodelle beseitigen.

Radarblick tief unter das Blätterdach der globalen Wälder

Die ersten Ideen für den Satelliten Biomass, das Gewicht der Wälder zu bestimmen, diskutierten Forschende schon vor 20 Jahren. Die ESA schrieb damals eine neue Runde ihres Earth Explorers-Programms aus, das mittels neuer Technologien die Erde viel genauer unter die Lupe nehmen sollte. Das Konzept für Biomass wurde von Radarexperten, gemeinsam mit Waldökologen und Klimaforschern vorangebracht. Sie wollten eine klaffende Lücke in den Klimamodellen stopfen: Rund 30 Prozent der Landoberfläche ist von Wäldern bedeckt, die gleichzeitig rund ein Drittel des Sauerstoffs erzeugen und mutmaßlich auch ein Drittel des Kohlendioxids aus der Atmosphäre binden.

Computergrafik: Ein orangener Satellit mit einzelnem Solarpaneel und über einen geknickten Ausleger mit einem sehr viel größeren Schirm verbunden. Darunter die Erde mit grünen und bräunlichen Flecken und Wolken.
Der Satellit Biomass kreist auf einer Höhe von 666 Kilometern. Radarimpulse, die zum Boden geschickt und dort reflektiert werden, werden von einem 12 Meter breiten Messschirm aufgefangen.
Ein Mann mit Basecap und einem an einem Band um den Hals hängenden Messgerät hat ein Maßband um den Stamm eines Baumes gewickelt. Im Hintergrund stehen viele andere dicht stehende Bäume und eine Palme.
Ein Forstexperte des Forschungszentrums Paracou in Französisch-Guayana demonstriert, wie Bäume untersucht werden. Dieses Blatt wurde mit einer Schleuder aus dem gut 20 Meter hohen Blätterdach gezogen.
Ein Mann hält ein längliches, gut 30 cm langes Blatt in die Höhe, im Hintergrund dichter Urwald.
Neben dem Durchmesser der Stämme, über den die Masse berechnet werden kann, spielen Blätter eine wichtige Rolle, um die Baumarten zu bestimmen. Allein im kleinen französischen Überseegebiet gibt es 1800 verschiedene Baumarten.
Sie haben Feedback? Schreiben Sie uns an info@riffreporter.de!