Streit um Auswilderungsprojekt in NRW: Scheitert die Rückkehr der Wisente?

Erst bejubelt, dann verleugnet: Im Rothaargebirge sollte eine fast ausgestorbene Art von Wildrindern wieder angesiedelt werden. Doch die Sache endete vor Gericht.

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a wisent The European bison stands in the natural park of the Maashorst, Netherlands

Waldbauer Georg Feldmann-Schütte ist sauer. „Alles angefressen“, sagt der 62-Jährige, während er mit Fleecejacke und Gummistiefeln übers Laub stapft. Er bleibt vor einer Buche stehen, der ein Stück Rinde fehlt: „Da liegt der Holzkörper frei und fängt an zu schimmeln. Irgendwann kippt der Baum einfach um.“

Verkaufen könne er einen solchen Stamm nicht. „Den will doch kein Möbelhaus. Das eignet sich höchstens noch als Brennholz.“

Für Feldmann-Schütte ist klar, wer die Übeltäter sind: eine Wisent-Herde aus dem nahegelegenen Bad Berleburg. Auf Futtersuche wandern die Tiere regelmäßig über den Rothaarkamm ins Sauerland, direkt in seinen Forst.

Wisente beschäftigten sogar den Bundesgerichtshof

„Wildschweine kann ich jagen, wenn sie Probleme machen“, schimpft Feldmann-Schütte. „Bei Wisenten geht das nicht, weil sie streng geschützt sind. Dabei geht es hier um meine Lebensgrundlage.“

Ein Problem der Provinz? Mitnichten. Denn die Wisente im Sauerland berühren nicht nur Waldbauern wie Georg Feldmann-Schütte, sondern streifen grundsätzliche Fragen. Zum Naturschutz. Zum Artensterben. Zum Zusammenleben zwischen Mensch und Tier.

Es ist ein Konflikt, der es bis vor den Bundesgerichtshof geschafft hat – und bei dem momentan trotzdem keine Lösung in Sicht ist.

Ein Mann zeigt auf einen Baum mit angefressener Rinde
Kein Herz für Wisente: Georg Feldmann-Schütte zeigt auf einen Baum mit angefressener Rinde.
Landkarte zeigt Rothaargebirge
Hier machen sich die Wisente breit
Wisent-Skulptur in schneebedeckter Landschaft
Solange sie nur als Skulpturen in der Landschaft stehen, stören die Kolosse niemanden.
Nahaufnahme von Georg Feldmann-Schütte
Waldbauer Georg Feldmann-Schütte sagt, er habe nichts gegen die Wisente. Die Verantwortlichen müssten sie aber davon abhalten, seine Bäume anzufressen.
Restaurant in schneebedeckter Landschaft
Die Wisent-Hütte, ein Gasthaus am Rothaarsteig, ist trotz der Insolvenz des Trägervereins weiterhin in Betrieb.
Schild am Elektrozaun warnt vor Hochspannung
In einem Schaugehege am Rothaarsteig sind einige Wisente zur touristischen Zwecken ausgestellt. Dieser Teil der Herde lebt eingezäunt.
Ein Plakat an einem Traktor spricht sich gegen Wisente, Wölfe und die Ampel-Regierung aus
Die Waldbauern im Sauerland haben keine Lust auf freilebende Wisente.