Die Rückeroberung der Klanglandschaft

Forscher nutzen den Pandemie-Lockdown, um die Auswirkungen von Lärm und Stille auf Vögel zu untersuchen.

vom Recherche-Kollektiv Flugbegleiter:
11 Minuten
Ein männliches Braunkehlchen singt auf einem grünen Busch

Es war vielleicht das einzig erfreuliche in der Zeit des Corona-Lockdowns im Frühjahr: Die plötzliche Ruhe und Entschleunigung. Kaum noch Flugzeuge, die Autobahnen, Züge, Straßen und Innenstädte fast menschenleer.

Der Corona-Lockdown veränderte Landschaften und Klanglandschaften

Wer es schon miterlebt hatte, fühlte sich an die Zeit der Ölkrise und die damals eingeführten autofreien Sonntage erinnert. Das Corona-Virus veränderte das Bild vieler Regionen gleich doppelt: optisch und akustisch. Und während Fotografen die Gelegenheit für historische Bilder von unwirklich menschenleeren Straßen und verlassenen Wahrzeichen der Metropolen nutzten, gingen andere ans Werk, die Auswirkungen der veränderten Klanglandschaft auf Tiere zu untersuchen.

Jetzt legten US-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Fachjournal Science erste Ergebnisse ihrer Untersuchungen vor. Wir nehmen das zum Anlass für einen kleinen Streifzug durch die wissenschaftlichen Forschungsergebnisse zum Thema Vögel und Lärm. Denn die Auswirkungen der allgegenwärtigen Geräuschkulisse auf die Kommunikation zwischen Vögeln und auf ihre Gesundheit ist nicht erst seit Corona ein Thema in der ornithologischen Forschung.

Ein Buntspecht schaut aus seiner Bruthöhle in einer Eiche an einer verkehrsreichen Straße.
Viele Vogelarten kommen scheinbar gut mit den Bedingungen der Großstadt zurecht. Forschungsergebnisse zeigen aber, dass sie dafür einen Preis zahlen müssen.
Eine Gruppe von Weißwangengänsen in einer Wiese.
Viele Vogelarten, hier Weißwangengänse, müssen die wenigen Stunden mit Tageslicht im Winter zur Nahrungsaufnahme nutzen. Müssen sie wachsamer sein, weil Lärm das akustische Erkennen von Feinden erschwert, verlieren sie wertvolle Zeit.