Ukraine-Krieg: Angriff auf Mensch und Natur

Die Schäden des russischen Angriffskriegs an Umwelt und Natur in der Ukraine sind enorm, die Kosten für die Wiederherstellung immens. Naturschützer versuchen trotzdem, den ökologischen Reichtum im zweitgrößten Land Europas zu retten.

vom Recherche-Kollektiv Flugbegleiter:
7 Minuten
Ein ausgebranntes Haus, daneben ein verlassenes Storchennest

Zehntausende tote Zivilisten und Soldaten, Hunderttausende Verletzte und Millionen heimatlose, vertriebene und verzweifelte Menschen: Die humanitäre Bilanz 18 Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine ist verheerend. Auch die Zerstörungen an Natur und Umwelt im zweitgrößten Land Europas sind dramatisch. Das zeigt eine Zwischenbilanz, die das Umweltministerium in Kiew vor kurzem vorgelegt hat.

Der Krieg ist auch eine Katastrophe für den Kampf gegen den Klimawandel

Wälder, Flüsse, Gewässer und Landwirtschaftsflächen sind danach in den ersten 500 Tagen des russischen Angriffskriegs im großen Maßstab zerstört worden. Durch die Angriffe auf die industrielle Infrastruktur gerieten zudem große Mengen toxischer Substanzen in die Umwelt. Mehr als 700.000 Tonnen Gas- und Erdöl seien verbrannt, über 60.000 Hektar Wald zerstört worden: Durch die dadurch verursachte Freisetzung so großer Mengen an Treibhausgasen gerieten nicht nur wertvollste Ökosysteme, sondern auch die europäischen Ziele aus dem Pariser Klimaabkommen in Gefahr, warnt Umweltminister Ruslan Strilets. Die Brände zerstören nicht nur Wälder, Felder und Wiesen. In den großflächigen Mooren setzen sie sich oft unterirdisch fort. Dadurch werden riesige Mengen Treibhausgase ihren Speichern frei. Allein im ersten Kriegsjahr seien durch den Krieg 120 Millionen Tonnen CO2 zusätzlich in die Atmosphäre gelangt, erklärte das Umweltministerium – fast soviel wie Belgien pro Jahr ausstößt. Der Krieg ist auch eine Katastrophe für den Kampf gegen den Klimawandel.

Eine verkohlte Eiche
Ende eines 500-jährigen Lebens: Eine Eiche wurde Opfer eines Raketeneinschlags
Panzerwrack vor russischer Botschaft mit Blumen
Am 1. Jahrestag des Beginns des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine demonstrierten ukrainische Aktivisten mit einem ausgebrannten russischen Panzer vor der russischen Botschaft in Berlin gegen die Aggression.
Blick in die Berglandschaft über eine Wiese mit zahlreichen Gipfeln im Hintergrund
Die Karpaten gehören zu den eindrucksvollsten Naturlandschaften Europas
Blick auf den blauen Fluss mit niedrig hängenden Wolken
Das Pripjat-Tal ist eines der naturbelassensten Flusssysteme Europas
Ein Seggenrohrsänger
Auch für den Seggenrohrsänger könnte der Krieg in der Ukraine zur existenzbedrohenden Katastrophe werden. Feuer, Gefechte und Minen verhindern wichtige Managementaufgaben in den verbliebenen Siedlungsgebieten.
Zwei Soldaten bei der Minenräumung in einem Naturschutzgebiet
Soldaten bei der Minenräumung in einem Naturschutzgebiet
Ein Soldat steht neben sechs Tellerminen, die auf einer Grünfläche abgelegt sind
Minen sind eine ständige Gefahr im ganzen Land. Geräumte Minen in einem Naturschutzgebiet
Eine Gruppe Menschen, viele mit Ferngläsern, in einem Park
Vogelbeobachten inmitten des Krieges: Im Botanischen Garten von Kiew finden sich regelmäßig Menschen zu Exkursionen zusammen.