Ein Burggarten gegen die Klimakrise

Teil 3 einer Serie über „Zukunftsgärten“.

12 Minuten

Im Burggarten Blankenberg pflegt Susanne Heyd mit ehrenamtlichen Gärtnerinnen nicht nur über wichtige Heil- und Küchenkräuter und vom Aussterben bedrohte Pflanzen, sondern auch nahezu verlorenes Wissen über ihren kulturhistorischen Gebrauch.

Ziehen die Wolken über das Land, schiebt sich der Burggarten wie auf einem Schiffsbug durch die Lüfte. Der Blick geht in Richtung Westen über das leicht hügelige Siegtal Richtung Kölner Bucht. Am Horizont sind bei gutem Wetter der Fernsehturm in Birk und der Kölner Dom zu sehen.

Der Wind strömt über die Fläche. Wenn die Sonne durch die Wolken bricht, beginnen die Pflanzen zu leuchten. Hellgelb, sonnengelb, pink, weiß, weiß-rosa, blassblau, dunkelblau, violett – und Grün in allen Schattierungen.

Die Küchenschelle ist ein Frühblüher.
Anfang April blüht die Küchenschelle im Burggarten, die von Hippokrates als Heilpflanze bei Erkältungen, Kopfschmerzen und Angstzuständen geschätzt wurde.

Die Lage: sonnig, windig, trocken

Der Garten auf der Bastionsfläche liegt am äußersten Ende der großen Burganlage von Blankenberg. Errichtet wurde die Fläche auf einem Felssporn, auf dem heute eine dünne Schicht Erde liegt. Es ist ein relativ trockener Standort. Im Frühling wird der Boden durch den Felsen schneller erwärmt und die Pflanzen treiben etwas früher als im Umland aus.

Von der Burg reicht der Blick nach Osten ins Bergische Land, nach Westen ins Siegtal und weit in die Kölner Bucht. Die Kölner Bucht ist ein traditionelles Anbaugebiet für Obst und Gemüse, das vom milden Rheinklima geprägt und von feuchten Luftmassen getönt wird, die vom Atlantik bis hierher wehen.

Ein Modell zeigt, dass der Burggarten sich auf der Bastionsfläche der Burg Blankenberg befindet.
Der Burggarten befindet sich auf der Bastionsfläche der Burg Blankenberg.

Das Gärtnern ist auf der leicht steinigen Fläche nicht ganz einfach, denn der Erdboden ist mit Schutt aus der Burganlage durchmischt: „Oft müssen wir erstmal einen kindskopfgroßen Stein herausbuddeln, um überhaupt genügend Platz für neue Pflanzen schaffen zu können“, erzählt Susanne Heyd, Vorsitzende des Freundeskreises Burggarten Blankenberg.

Über 200 Heil- und Küchenkräuter von kulturhistorischer Bedeutung wachsen im Burggarten Blankenberg und Susanne Heyd weiß, wo welche Pflanze gedeiht.
Über 200 Heil- und Küchenkräuter von kulturhistorischer Bedeutung wachsen im Burggarten Blankenberg – aber wo nur findet sich was in den Beeten? Kleine Schilder helfen weiter, aber nicht immer. Susanne Heyd hat zu jeder Jahreszeit den Überblick. (Ende April 2022)

Für die Auswahl der Arten spielte die Bodenbeschaffenheit eine wichtige Rolle: „Die Pflanzen dürfen nicht zu pflegeintensiv sein“, sagt Susanne Heyd, „denn wir können nicht dreimal in der Woche kommen, um sie zu gießen und zu päppeln, damit sie überhaupt wachsen.“ Hier gedeiht also alles, was gut mit Sonne und Trockenheit auskommt .

Der Burggarten als Zukunftsgarten

„Wir haben hier eine interessante Testfläche für extremere Witterungsverläufe“, findet Susanne Heyd. Was sich hier etabliere und mit wenig Regen klarkomme, eigne sich auch für einen robusten Garten, den man im Sommer nicht 50-mal sprengen muss. Die Pflanzen hier wären damit etwas für Menschen mit braunem Daumen, die sich bisher nur Schottergärten zugetraut haben.

„Wir haben hier eine interessante Testfläche für extremere Witterungsverläufe.“

Susanne Heyd

Die Schwarze Königskerze hat sich selbst versamt, kommt mit wenig Wasser zurecht und wird im Sommer gelb blühen.
Die Schwarze Königskerze hat sich selbst versamt, kommt mit wenig Wasser zurecht und wird im Sommer gelb blühen. Als Heilmittel wird sie gegen Erkältungskrankheiten eingesetzt. (April 2022)

Mit seinen Saatgutlisten pflegt der Freundeskreis auch eine Liste an Sorten, die mit wenig Wasser auskommen. Pflanzen wie Wermut, Alant, Thymian, Färberkamille und Pechnelke beispielsweise sind auf dem sonnenbeschienen Plateau gut durch die trockenen Sommer der letzten Jahre gekommen. Mediterrane Kräuter haben sich als besonders robust erwiesen.

Der Sommer 2022 hat die Pflanzen bei aller Robustheit dennoch vor besonders große Herausforderungen gestellt: Um größere Verluste zu vermeiden mussten sie von Mitte Juni bis Anfang September regelmäßig gegossen werden. Trotzdem wurden die meisten Pflanzen kleiner und hatten weniger Blütentriebe als sonst. Viele Stauden verkürzten ihre Vegetationsperiode und zogen etliche Wochen früher als üblich ein.

Im Klimawandel bietet die Sortenvielfalt ein Reservoir, aus dem sich bei veränderten Witterungsbedingungen schöpfen lässt: In einem Regenjahr ist zum Beispiel eher eine wetterfeste, nässeresiliente Art gefragt, im darauffolgenden trockenen Jahr hingegen eine Art, die mit wenig Wasser auskommt. „Vielleicht kann man die alten Sorten mit ihren besonderen Eigenschaften noch nutzen, um neu zu züchten“, hofft Heyd.

Das aber wird zunehmend schwieriger: Die geplante europäischen Pflanzenschutzverordnung verlangt von allen gewerblichen Saatgut-Züchtern die Anmeldung von Saatgut. „Man kann nicht für jede Portion Saatgut einen 20-seitigen Antrag auf Erhaltung und Vermarktung stellen, “ sagt Susanne Heyd. Diese Sorge teilt auch der Dachverband Kulturpflanzen- und Nutztiervielfalt e.V. und hat deswegen eine Petition gestartet.

Derzeit lebt die Sortenvielfalt bei Nutzpflanzen von privaten Initiativen. Doch der private Anbau ist seit Jahrzehnten rückläufig, obwohl Urban Gardening in Gemeinschaftsgärten wie etwa Unkel Tomorrow seit einigen Jahren immer beliebter wird. Der Freundeskreis des Burggartens arbeitet mit der Initiative im nahe gelegenen Unkel zusammen. Dort vermehren die Gärtner:innen ihre samenfesten Sorten selbst und geben das Saatgut aus eigener Ernte weiter – über Verkauf und Tausch.

Was hätten die Gärtner Karl des Großen angepflanzt?

Der Burggarten wird seit 2006 vom Freundeskreis Burggarten Blankenberg gepflegt. Das Gartenkonzept wurde von der Pädagogin und Naturschützerin Susanne Heyd entwickelt. Ihre Idee war es, einen Kräutergarten ähnlich wie in einer Klosteranlage anzulegen.

Die Kräutergärten des Klosters Lorsch und der Marksburg dienten Susanne Heyd als Vorbild und Inspiration. So wurde auf der Bastionsfläche eine Sammlung mit Küchen- und Heilkräutern angelegt, die auch von historischer Bedeutung sind. Die Leitfrage bei der Auswahl der Pflanzen ist: Was hätten Hildegard von Bingen, Paracelsus oder Galen empfohlen anzupflanzen? Welche Anpflanzungen wurden in der capitulare de villis, der Landgüterverordnung von Karl dem Großen, empfohlen?

Die Iris „Oberschwaben“ ist eine kleinwüchsige Iris-Sorte.
Im Burggarten gibt es mehrere Iris-Sorten. Die Zierpflanzen wachsen in Anlehnung an Bauerngärten neben den Nutzpflanzen. Die robuste Iris „Oberschwaben“ mit ihren Blüten, deren zarten Farbverläufe so aussehen, „als würde Tinte über ein Löschpapier fließen“, gehört zu den Lieblingssorten von Susanne Heyd.
Die Verbreitung der Schlüsselblumen geht seit Jahrzehnten stark zurück, weil Mähwiesen für Grünfutter über das Jahr vier- bis fünfmal gemäht werden.
Schlüsselblumen werden in der Erkältungsmedizin noch heute eingesetzt und sind zum Beispiel in „Sinupret“, einem Medikament zur Behandlung von Beschwerden der Atemwege, die wichtigste Zutat.
Der einjährige Ackersteinsame hat kleine harte Samen.
Der einjährige Ackersteinsame gehört zu den Erhaltungskulturen. Seine Samen sind wie kleine Porzellanperlen und sehr hart. (Oktober 2022)

Nach der Signaturenlehre der traditionellen europäischen Medizin, die davon ausgeht, dass die Natur durch Form und Farbe Hinweise gebe, welche Pflanze bei welcher Krankheit als Heilpflanze genutzt werden könne, wurden die stein-ähnlichen Samen des Ackersteinsamens für die Behandlung von Gallen- und Nierensteinen verwendet. Heute hat die Pflanze keine therapeutische Bedeutung mehr.

Nur wenige Pflanzen aus der Signaturenlehre sind heute noch medizinisch bedeutsam. Beispielsweise wurde das Lungenkraut mit seinen weißen Tupfern auf den Blättern für die Behandlung von Lungenkrankheiten eingesetzt – und heute von Erkältungskrankheiten.

Kräutergärten versus Schottergärten

Über die Jahre trug der Freundeskreis die Heil- und Küchenkräuter zusammen: über den Gartenhandel, über verschiedene Raritäten-Gärtnereien wie den Templiner Kräutergarten und über Saatgut-Vertreiber wie Dreschflegel. „Was wir machen, soll dazu anregen, vielfältig, insektenfreundlich und naturnah im eigenen Garten zu arbeiten, “ sagt Susanne Heyd.

Auch deshalb erntet der Freundeskreis von rund 110 Sorten samenfestes Saatgut, um es weiterzugeben – zum Beispiel auf der Saatgutbörse im Nutzpflanzengarten der Universität Bonn oder dem Saatgut-Festival in Köln.

Die Saatgut-Ernte des Burggartens 2022.
Die Saatgut-Ernte des Burggartens Ende September 2022.

Der Freundeskreis stemmt sich bewusst gegen den Trend hin zu Schottergärten, Bepflasterung und Einheitsgrün. Susanne Heyd: „Viele haben ja schon den großen Wunsch, dass immer alles sehr schön ordentlich aussieht und nicht viel Arbeit macht. Und wenn die Menschen in die Jahre kommen, werden die Nutzgärten meist abgeschafft, weil die Jüngeren dazu kaum Zeit und Lust haben.“

Der Burggarten in voller Blütenpracht.
Der Burggarten in voller Blütenpracht. Es gibt viele Schnecken im Garten, da der Boden kalkhaltig ist. Im Garten richten sie keinen Schaden an. Mäuse zerkratzen die Aussaaten und sammeln im Sommer und Herbst die Samen ein. Vor einigen Jahren scheiterte die Ernte der Kornrade-Samen an den vielen Mäusen, die die reifen Samenkapseln von den Stängeln knipsten. Da die Mäusepopulationen in einem Rhythmus von zwei bis vier Jahren schwanken, werden die Verluste hingenommen. Die Ameisen bauen kleine Sandhügel um manche Pflanzen herum, die dann von den Gärtnerinnen vereinzelt wieder etwas aufgelockert werden.

Die Sortenvielfalt bei den Nutzpflanzen nimmt seit Jahrzehnten ab. „Das ist ein Riesenschatz“, sagt Susanne Heyd, „der uns hier verloren geht. Denn je artenreicher ein System in der Ökologie ist, desto stabiler ist es.“ Diesen Grundsatz könne man auch auf den Bereich der Lebensmittelversorgung anwenden.

Der pink-lila blühende  Heilziest im Burggarten.
Der blühende Heilziest im Burggarten (Juni 2022).

Wie erleben die Menschen den Garten?

Manche Besucher des Burggartens kommen regelmäßig über die Jahre und beobachten die Entwicklungsfortschritte. Sie kommen auch gezielt zwei, drei Mal im Jahr, um den Garten zu verschiedenen Jahreszeiten zu sehen und zu erleben. Aber es kommen auch viele als Touristen von fern nur einmal vorbei, die die pittoreske mittelalterliche Stadt Blankenberg besuchen, um von dort aus im Bergischen Land wandern zu gehen.

„Es ist interessant zu erleben, wenn die Menschen in den Burggarten kommen und die Vielfalt der Pflanzen sehen“, erzählt Susanne Heyd. „Dann geht vielen wirklich das Herz auf. Der eine oder die andere mag sich dann schon fragen: Ist das eigentlich richtig, was wir da zu Hause haben? Wünschen wir uns das wirklich so? Andere fangen an, nicht nur über das Essen, sondern auch das Kochen zu reden. Offenbar geht viel Anregung von diesem Garten aus.“

Die Osterluzei war ursprünglich im östlichen Mittelmeerraum verbreitet.
Die Osterluzei war ursprünglich im östlichen Mittelmeerraum verbreitet. Mit den Römern und dem Weinbau kam sie an den Rhein und ganz Mitteleuropa. Sie überwintert in unterirdischen Rhizomen und treibt im Frühjahr relativ spät aus.
Ende April steht der gekielte Feldsalat zwei Wochen vor der Samenreife.
Ende April steht der gekielte Feldsalat zwei Wochen vor der Samenreife. Ein Teil der Samen wird geerntet. Im Herbst keimen die Samen aus, der Salat wächst über den Winter in milden Perioden heran. Im Februar und März kann er für den Verzehr geerntet werden.
Aufgrund der Mechanisierung im Weinbau und Maßnahmen zur Flurbereinigung ist die Weinbergs-Traubenhyazinthe in wilder Flur selten geworden.
Aufgrund der Mechanisierung im Weinbau und Maßnahmen zur Flurbereinigung gibt es auch die Weinbergs-Traubenhyazinthe in wilder Flur kaum mehr. (April 2022)

Aus einem Straßenbauprojekt im Siebengebirge wurden Wildtulpen gerettet, die im Garten kultiviert werden, aus dem Vorgebirge eine Erdkastanie und ein Ackerstein-Quendel, der im Rhein-Sieg-Kreis nur noch an einer Stelle wächst. Von ihm werden Samen vermehrt, um sie an Wildkraut-Ackerprojekte des NABU Bonn weiterzugeben.

Es gibt auch Pflanzen, die im Garten wieder zurechtgestutzt werden oder sogar weichen müssen – so hatte sich ein Beinwell so breit gemacht, dass er andere Pflanzen in ihrem Bestand bedrohte. Am Ende wurde er aus dem Beet genommen und an einen Zaun gepflanzt. Auch Schafgarbe und Margariten dürfen nur außerhalb der Beete gedeihen.

Ein kleiner Arche-Garten

Im Burggarten werden auf einem schmalen Ackerstreifen mehrere alte Getreidesorten wie Einkorn und Emmer zu Demonstrationszwecken gepflegt. Hier ist der Garten ein kleiner Arche-Garten. Zum Beispiel wird hier der Lein erhalten, gemeinsam mit seinen Beikräutern, der Leinlichtnelke, der Leinrade und der Leinseide. Bei letzterer handelt es sich um eine sogenannte Schmarotzerpflanze, die ohne den Lein nicht wachsen können.

Leinen kommt von Lein.
Die Leinseide ist ein Schmarotzer. Sie hat weder grüne Pflanzenteile noch Wurzeln und holt sich alle Nährstoffe bei dem blaublühenden Lein.

Durch die Mechanisierung und den Herbizid-Einsatz in der Landwirtschaft sind die Lein-Beikräuter inzwischen fast ausgestorben. Für den Erhalt des Leins und seiner Beikräuter arbeitet der Burggarten seit über zehn Jahren mit dem Nutzpflanzengarten der Universität Bonn zusammen.

Die Leinrade aus dem Botanischen Garten Bonn hat sich im Erhalterbeet des Burggartens Blankenberg gut entwickelt
Die Leinrade aus dem Botanischen Garten Bonn hat sich im Erhalterbeet des Burggartens Blankenberg gut entwickelt (Ende Juni 2022).

„Der Artenschwund, den wir erleben, ist ein massives Problem, der in der öffentlichen Diskussion noch immer zu kurz kommt“, sagt Heyd: „Wir täten gut daran, noch mehr Kraft darauf zu verwenden, wirklich möglichst viel Vielfalt zu erhalten. Mit diesem Projekt leisten wir einen ganz kleinen Mini-Beitrag.“

Der Burggarten hat etwas andere klimatische Bedingungen als der Nutzpflanzengarten in Bonn. Vor allem aber kümmern sich im Rahmen des kleinen Kooperationsprojekts noch mehr Leute um die Pflänzchen.

„Je nach Pflanze gibt es ein relativ kleines Erntefenster und wenn dann das Wetter schlecht ist, kann es schon mal sein, dass die nassen Samen nicht geerntet werden können, “ erklärt Felix Dominik, der für den Nutzpflanzengarten der Botanischen Gärten der Uni Bonn zuständig ist.

Die Botanischen Gärten kooperieren auch mit Erhaltergärten-Ringen, in denen Vereinsmitglieder der Arche Noah Gartenkapazitäten etwa für eine bestimmte Bohnen- oder Tomatensorte zur Verfügung stellen.

Diese Silene stammt aus der Saatgutbank der Uni Bonn. Die Lein-Lichtnelke  (Silene linicola) hat sich an den Lein so gut angepasst, dass ihre Samen so groß sind wie die Leinsamen.
Diese Silene stammt aus der Saatgutbank der Uni Bonn. Die Lein-Lichtnelke (Silene linicola) hat sich an den Lein so gut angepasst, dass ihre Samen so groß sind wie die Leinsamen. Bei der Saatgutreinigung fallen sich daher nicht auf und damit verbleiben sie im Saatgut. Lein wird bereits seit der Jungsteinzeit angebaut und als Faser- und Nahrungspflanze genutzt. Seine Samen sind ölhaltig, aus den Stängeln wurden Flachsfasern gewonnen, die zu Flachs bzw. Leinen verarbeitet wurden. Entsprechend konnte sich die Lichtnelke über einen langen Zeitraum an den Lein anpassen. (Ende Juni 2022)

Susanne Heyd hält es für wichtig, dass es nicht nur eine Handvoll Botanischer Gärten gibt, die sich um den Erhalt gefährdeter Arten kümmert, sondern dass der Arche-Ansatz auch mit Gartenprojekten im öffentlichen Raum in die Fläche getragen wird. Denn so stehen den Arten mehr verschiedene Standorte mit unterschiedlichen klimatischen Verhältnissen zur Verfügung. Und die Menschen kommen eher mit der Frage der gefährdeten Nutzpflanzenvielfalt in Berührung. „Wir haben da nochmal eine andere Chance, solche Themen anders zu kommunizieren, als wenn das nur im akademischen Gewand daherkommt“, findet Heyd.

Aber welche der bedrohten Arten soll man denn nun pflegen und erhalten? „Man kann heute doch nicht entscheiden, welche Pflanzen morgen noch von Bedeutung ist“, meint Susanne Heyd. Deshalb sollte man möglichst alle Arten erhalten. Es sei eine Sackgasse, immer nach einem konkreten Nutzen entscheiden zu wollen, denn das Existenzrecht der Arten sei vorbehaltlos.

Wie kam es zur Gründung?

Der Garten auf der Bastionsfläche der Burg Blankenberg ist öffentlich zugänglich – die Burg befindet sich im Besitz der Stadt Hennef. Bis 2006 wurde die Anlage gesichert und teilweise restauriert. „Damals erfolgte auch Eingriffe in die Landschaft, weshalb Ausgleichsmaßnahmen notwendig wurden“, erzählt Susanne Heyd. Als Landschaftspflege-Maßnahme wurde damals auch eine Streuobstwiese vor der Burg eingerichtet.

Die Obstwiese am Burghang in Blankenberg.
Die Obstwiese am Burghang entstand als landschaftspflegerische Ausgleichsmaßnahme für die Restaurierungsarbeiten an der Burg (Ende April 2022).

Im Rahmen dieser Restaurierungsplanungen entstand die Idee, auf der Bastionsfläche wieder einen Garten anzulegen. Bis in die 1990er Jahre hatte es dort bereits einen Küchengarten gegeben, der von der Familie, die damals im Burgwächter-Häuschen lebte, gepflegt wurde. Doch zwischenzeitlich lag der Garten brach und war in Vergessenheit geraten. Jahrhunderte zuvor wurde die Fläche für die Verteidigung der Burg genutzt. Sie soll bei der Belagerung durch die Schweden im 30-jährigen Krieg eine Rolle gespielt haben. Mit der Eroberung von Stadt und Burg durch die Schweden wurde die Burg zerstört.

Die Bastionsfläche von damals ist kaum noch erkennen.
Die Bastionsfläche der Burg Blankenberg von ehemals ist heute ein Garten. (Ende Juni 2022)

Wie wird er erhalten, betrieben?

Der Freundeskreis veranstaltet alle zwei Wochen ein gemeinschaftliches Gärtnern, an dem etwa ein Dutzend Frauen mitwirken. Manche kommen regelmäßig, manche nur einmal im Monat. Meist sind es zwischen vier und acht Frauen, die an einem Samstagvormittag die Beete hegen. Sie kommen aus der näheren Umgebung, aus dem Städtchen Blankenberg ist derzeit niemand dabei. Eine städtische Kindertagesstätte besucht den Garten regelmäßig mit den Kindern. Über ein städtisches Veranstaltungsprogramm gibt es Führungen für Kinder, aber auch für Erwachsene.

Dieser Beitrag entand dank eines „Neustart Kultur“-Stipendiums:

Neustart Kultur / VG Wort
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