Trotz reduzierter Fangquoten: Die Ostsee steckt in einer tiefen ökologischen Krise

Überfischung, Überdüngungsfolgen, Klimakrise und nicht zuletzt Unmengen alter Kriegsmunition setzen dem Ökosystem des Binnenmeeres zu.

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Vordere Hälfte eines Fisches unter Wasser

Heute haben sich die Staaten der Europäischen Union (EU) in Luxemburg darauf geeinigt, die Fangverbote für Hering und Dorsch in der westlichen Ostsee aufrecht zu erhalten. In den übrigen Bereichen senkten die EU-Minister:innen die Fangquoten für Hering weiter. Immerhin gebe es beim westlichen Hering „erste Anzeichen für eine Erholung“, teilt das Bundeslandwirtschaftsministerium mit. Dorsch – zu dem auch der Kabeljau zählt – darf praktisch in der gesamten Ostsee nicht mehr gefischt werden. Außerdem bleiben die Fanquoten für Scholle reduziert, da Dorsch ein unvermeidbarer Beifang der Schollenfischerei ist.

Der EU-Kommissar für Fischerei, Virginijus Sinkevičius, erklärte: „Die Dringlichkeit von Maßnahmen zur Bewältigung dieser Veränderungen wird jedes Jahr deutlicher. Trotz unserer gemeinsamen Bemühungen um den Wiederaufbau der Fischbestände in der Ostsee sind die Fischer die ersten, die die Folgen zu bewältigen haben. Wir müssen alle Maßnahmen ergreifen, damit sich die Fischer vor Ort wieder auf gesunde Fischbestände verlassen können, um ihren Lebensunterhalt zu sichern.“

Doch die Überfischung ist nicht das einzige ökologische Problem der Ostsee. Weitere Themen sind Kriegswaffen, Klimawandel und ein zu hoher Nährstoffeintrag aus der Landwirtschaft – die sogenannte Eutrophierung –, die dem Binnenmeer zusetzen. Im September 2020 trafen sich Ministerinnen und Minister von acht Anrainerstaaten zur virtuellen „Our Baltic“-Konferenz, um gemeinsame Lösungen für diese Probleme auf den Weg zu bringen. Ende September dieses Jahres kamen sie in Litauen ein zweites Mal zusammen, um die Fortschritte auszuwerten. Konkrete Maßnahmen beschlossen die Teilnehmenden nur in Bezug auf die Bergung von Kriegsmunition. Dabei wird der ökologische Zustand der Ostsee immer schlechter.