LNG-Terminals: Überdimensionierter Flüssiggasausbau gefährdet Klimaziele

LNG erzeugt ähnlich viele Treibhausgase wie Kohle, dennoch sollen die neuen Terminals sollen noch 20 Jahre laufen.

vom Recherche-Kollektiv Klima & Wandel:
5 Minuten
LNG-Terminalschiff auf dem Meer

Null bis dreißig Prozent – so lautete im vergangenen Jahr die Vorhersage der Bundesnetzagentur für den Füllstand der deutschen Gasspeicher zum jetzigen Zeitpunkt. Tatsächlich jedoch sind die Gasspeicher zu etwa 63 Prozent gefüllt. Die meisten Fachleute gehen davon aus, dass auch im kommenden Winter kein Gasmangel herrschen wird. Dennoch lässt die Bundesregierung ungebremst die Infrastruktur ausbauen, mit der Flüssigerdgas (LNG) importiert werden soll. Das erste neu errichtete LNG-Terminal ging im Januar in Wilhelmshaven in den Regelbetrieb. Nach dem LNG-Beschleunigungsgesetz darf es bis 2043 betrieben werden. Ähnliches gilt für die inzwischen ebenfalls in Betrieb gegangenen Terminals in Lublin und Brunsbüttel.

Seit August 2022 beziehen deutsche Versorger – mit Ausnahme des Monats September – im Tagesmittel 2,5 Terawattstunden LNG – ohne neue Terminals. Im Laufe eines Jahres kämen so 912 Terawattstunden zusammen. Das wäre genug: Der Gesamtverbrauch betrug 2022 laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft 857 Terawattstunden. Wesentlich trägt zu der Entspannung bei, dass unsere Nachbarländer die Kapazitäten ihrer bestehenden Terminals stärker nutzen und auch Deutschland mit Flüssiggas beliefern. Diese Option hatte die Bundesnetzagentur seinerzeit wohl schlicht übersehen. Außerdem haben Haushalte und Industrie ihren Gasbedarf in den vergangenen Monaten gegenüber früheren Jahren um rund ein Fünftel reduziert.

Benötigte Kapazität weit geringer als geplant

Eine geleakte Analyse des Energiewirtschaftlichen Instituts der Uni Köln (EWI) im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums rechnet für 2030 mit einer Importkapazität von 48 Milliarden Kubikmetern. Das Bundeswirtschaftsministerium plant jedoch mit 77 Milliarden Kubikmetern. Laut EWI seien 41 Milliarden Kubikmeter für die Energiesicherheit ausreichend, teils wären die Anlagen sogar nur schwach ausgelastet. Das gelte für alle drei untersuchten Szenarien, die auch die Internationale Energieagentur verwendet. Und das, obwohl das EWI die Kapazität der Terminals ein Drittel niedriger ansetzt, als die in den Genehmigungsanträgen offiziell angegebene Kapazität.

Diagramm, das Erdgasverbrauch und Importkapazitäten bis 2050 gegenüberstellt
Der tatsächliche Verbrauch von Erdgas liegt – auch mit Blick auf die Klimaziele – weit unter den zu erwartenden Importkapazitäten. Die LNG-Pläne sind überdimensioniert, warnt das New Climate Institute.