Ahrtal: „Alles auf den Prüfstand stellen, um weiteren Katastrophen vorzubeugen“

Trichterlage, Flurbereinigung, Versiegelung – der Biologe Wolfgang Büchs erklärt, wie es zur Flutkatastrophe kommen konnte und um was es jetzt beim Wiederaufbau geht

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Im Vordergrund Weinreben, dahinter das Ahrtal und die überschwemmte Ortschaft.

Die Flutkatastrophe im Ahrtal hat viele Menschenleben gekostet und ganzen Ortschaften massive Schäden zugefügt. Nach dem Schock wird die Frage nach Ursachen und Konsequenzen aktuell werden. Der Biologe Wolfgang Büchs, Gastprofessor an der Universität Hildesheim und früherer wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Pflanzenbau und Bodenkunde des Julius-Kühn-Instituts, kennt das Ahrtal gut. Er ist unter anderem Hauptautor einer dreibändigen Monographie, die 2003 im Auftrag des Landesamts für Umwelt Rheinland-Pfalz entstanden ist.

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Herr Büchs, Sie kennen das Ahrtal sehr gut, weil sie wissenschaftlich dort gearbeitet haben. Wie wirkt die Flutkatastrophe auf Sie?

Büchs: Ich habe auch familiäre Beziehungen in die Region. Meine Schwester arbeitet in einer Apotheke, die total zerstört wurde. Es sieht aus wie nach einem Krieg. Das ist alles wirklich schrecklich.

Es gibt viele Täler in Deutschland – warum im Ahrtal, warum mit solchen Folgen?

Wir können historisch zurückverfolgen, dass es schon mehrere parallele Ereignisse gegeben hat, etwa am 30. Mai 1601, am 21. Juli 1804 und am 12./13. Juni 1910. Die Ursache für diese Hochwasser ist meistens Starkregen am Oberlauf der Ahr, im Bereich des Trierbaches, des Adenauer Baches und des Kesselingerbaches.

Warum wirkt sich der Starkregen hier so fatal aus?

Büchs kniet vor einem Adonisröschen in weiter Landschaft und hat eine  Kamera in der Hand.
Der Biologe Wolfgang Büchs, hier im Mai 2021 in Niedersachsen, hat lange Zeit die Natur des Ahrtals wissenschaftlich erforscht.
Die Ortschaft liegt dicht gedrängt im engen Tal, umgeben von Weinbergen.
Ein Bild aus besseren Zeiten: Dernau an der Ahr.
Zwei Bagger haben eine Fläche in der Ortschaft freigeräumt.
In der Gemeinde Schuld im Ahrtal haben die Aufräumungsarbeiten begonnen. Doch wie soll der Wiederaufbau aussehen?