Fischsterben an der Oder: Spurensuche mit Satellit

Erhöhte Salzfrachten waren für die toxische Algenblüte verantwortlich, die das Fisch- und Muschelsterben an der Oder auslöste. Neueste Satellitenaufnahmen engen den Ursprungsort der Katastrophe ein. Auch Niedrigwasser und Oder-Ausbau setzte den Tieren zu.

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Der Algeneintrag, der das Fischsterben auslöste, der Oder-Zuflüsse wird mit Aufnahmen der Dove-Satelliten sichtbar. Bild: EOMAP / Planet

Die auschlaggebende Ursache für das massenhafte Fischsterben in der Oder ist immer noch nicht geklärt. Das Brandenburger Umweltministerium geht davon aus, dass mehrere Faktoren zum Fischsterben beigetragen haben. Deutsche und polnische Behörden sind sich aber einig, dass die ausschlaggebende Ursache nicht-natürlich war.

Das zuständige Wasseramt in Gliwice erstellte unmittelbar nach Bekanntwerden der Katastrophe Listen mit Unternehmen, die als mögliche Verursacher in Frage kamen. Die Polizei lobte eine hohe Belohnung von 210.000 Euro für sachdienliche Hinweise aus. Außerdem kontrollierte das polnische Militär die Ufer, ob Toxine in den Fluss eingeleitet wurden.

Was versursachte die toxische Algenblüte?

Eine giftige Algenart hat wohl nur den letzten Anstoß für das Fischsterben gegeben. Wissenschaftler des Berliner Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) hatten die Mikroalge prymnesium parvum in der Oder nachweisen können. „Die Algenart kommt eigentlich ausschließlich im Brackwasser vor und benötigt erhöhte Salzgehalte, die es auf der betroffenen Oderstrecke natürlicherweise überhaupt nicht gibt“, erklärte IGB-Algenexperte Jan Köhler.

Aber woher kamen die Salzfrachten? Am offiziellen Messpegel des Landesamts für Umwelt in Frankfurt an der Oder wurden in den ersten zwei Augustwochen massiv erhöhte, unnatürliche Salzfrachten gemessen. Das Massenwachstum der Algen erklärt auch deutlich erhöhte Messwerte bei Sauerstoff, Chlorophyll und pH-Wert.

Aufnahmen des europäischen Copernicus-Satelliten Sentinel 2 konnten die massive Algenblüte in der Oder nachweisen. (Bild: Brockmann Consult)
Mit dem europäischen Copernicus-Satelliten Sentinel 2 konnte die massive Algenblüte in der Oder erstmals aus dem All nachgewiesen werden, (Bild: Brockmann Consult)