Kultur statt Casino? Native Americans erproben neue Wege im Tourismus.

Millionen von Menschen machen jedes Jahr in den USA Urlaub. Die Indigenen profitieren davon meist nur am Rande. In Kalifornien soll sich das jetzt ändern.

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Ein Ranger wird von einer Wandergruppe umringt.

In der Altstadt von San Diego, zwischen nachgebauten Wild-West-Saloons, Outdoor-Kneipen und Kakteen-Beeten, steht Martha Rodriguez an der Kasse.

In ihrem Shop – mehr eine Hütte als ein Haus – gibt es weder Bier noch Postkarten, und auch sonst keine Souvenirs, die man typischerweise mit Kalifornien verbindet. Stattdessen bietet sie selbst geflochtene Bastkörbe, Tonkrüge, Armbänder und Ohrringe an.

Rodriguez gehört den Kumeyaay an, einem Stamm amerikanischer Ureinwohner, der seit mehreren Tausend Jahren auf dem Gebiet des heutigen Mexikos und der USA siedelt. Sie trägt ein weites schwarzes Gewand und schaut ernst.

Nur wenige denken bei Kalifornien an Indigene

„Ich habe in den vergangenen Jahren oft gegen Trumps Grenzmauer protestiert“, erzählt die 45-Jährige. „Die Polizisten wissen nicht mal, was ich meine, wenn ich ihnen sage, dass das unser Land ist.“

So geht es vielen Amerikanerinnen und Amerikanern, und erst recht den Menschen von außerhalb. Kalifornien – das klingt nach Golden Gate Bridge, nach Sonne, Strand und Surfbrettern. Und immer öfter auch nach Unwettern und Waldbränden.

Die Kultur der Indigenen haben die wenigsten im Sinn, wenn sie an Kalifornien denken.

Eine Frau steht an der Kasse ihres Geschäfts.
Hauptberuflich arbeitet Rodriguez in ihrem Reservat als Kulturbeauftragte. Der Shop in San Diego ist für sie ein Zubrot.
Eine hölzerne Indianer-Skulptur steht vor einem Saloon.
Auch in den USA werden Native Americans vielerorts noch klischeehaft dargestellt, so wie hier in Old Town San Diego.
Vor einem flachen Gebäude mit Ornamenten weht eine USA-Fahne.
Das Museum der Barona richtet sich sowohl an die eigenen Bevölkerung als auch an Außenstehende.
Ein Mann mit Pferdeschwanz zeigt auf eine Landkarte.
Joseph Yeats, Ratsmitglied der Barona, zeigt frühere und heutige Siedlungsgebiete seines Stammes.
Blick in ein Wörterbuch
Die Sprachen der Indigenen drohen auszusterben. Im Museum der Barona kann man zumindest einige Begriffe nachschlagen.
Wüstensand im Vordergrund, in der Ferne ein hell erleuchtets Gebäude
Die Agua Caliente haben ihr Luxus-Resort samt Casino mitten in die Wüste gebaut.
Ein Mann öffnet die Glastür zu einem Casino.
Auch wenn sie vermehrt auf Kultur-Tourismus setzen, sind Casinos noch immer eine wichtige Einnahmequelle für viele Native Americans.
Eine Tankstelle, im Hintergrund Wüstensand und Berge.
Der Stamm der Agua Caliente betreibt auch eine eigene Tankstelle, genannt Agua Caliente Fuel.
Von einem Hotelzimmer aus sieht man die Wüste.
Um zahlungskräftige Touristen anzulocken, haben die Agua Caliente ein Luxushotel gebaut. Der Blick in die Ferne ist besser als jeder Poker-Tisch.
Visualisierung eines Kulturzentrums
In Palm Springs bauen die Natives ein großes Kulturzentrum, in dem sie über ihre Geschichte informieren.
Blick durch den Zaun auf Baustelle des Kulturzentrums.
Baustelle des neuen Kulturzentrums der Agua Caliente. Die Eröffnung hat sich bereits mehrfach verschoben.
Zwei junge Männer stehen nebeneinander.
Agua-Caliente-Chef Reid Milanovich (rechts) und RiffReporter Steve Przybilla beim Treffen in Palm Springs.