Machtwechsel in Sambia

Warum der Wahlsieg der Opposition auch ein Sieg der Demokratie ist, der neue Präsident sich darauf aber nicht ausruhen kann.

vom Recherche-Kollektiv Afrika-Reporter:
6 Minuten
Straßenszene in Sambia: Zwei Fussgänger gehen an einem Markstand vorbei, einer schiebt sein Fahrrad

Die Hoffnung trägt rot und gelb in Sambia – es sind die Farben der United Party for National Development (UPND), die die Wahl am 12. August mit einem Erdrutschsieg für sich entschieden hatte. Hörbar fiel eine enorme Anspannung von den Anhängerïnnen der bisherigen Oppositionspartei ab – jubelnd, tanzend und mit Hupkonzerten feierten sie den Machtwechsel. Denn der war alles andere als sicher gewesen.

Die Patriotic Front (PF) hatte die letzten drei Wahlen in Sambia für sich entschieden und regierte seit 2011 – seit 2015 zunehmend autokratisch unter der Führung von Präsident Edgar Lungu. Er hatte alle ihm zur Verfügung stehenden Hebel in Bewegung gesetzt, um seine Macht und die seiner Partei zu zementieren. Er hatte im Wahlkampf das Militär entsandt, etliche Kundgebungen der Opposition verboten, für die Zensur regimekritischer Medien gesorgt und am Wahltag soziale Medien wie Whatsapp gesperrt.

Der neue Präsident wurde als Oppositioneller oft festgenommen

Es gab auch Befürchtungen, dass Lungu seinen langjährigen politischen Rivalen Hakainde Hichilema, der am kommenden Dienstag als neuer Präsident vereidigt wird, in letzter Minute festnehmen lassen könnte. Es wäre nicht das erste Mal gewesen. Über ein dutzend Mal ist Hichilema in seiner politischen Karriere festgenommen worden. 2017 saß er sogar vier Monate im Gefängnis. Sein angebliches Vergehen damals: Er habe die präsidentielle Wagenkolonne blockiert.

Seit 2006 führt Hichilema die liberale Oppositionspartei UPND an, seitdem tritt er für sie als Präsidentschaftskandidat bei Wahlen an. Ganze fünf Mal hat er verloren, das letzte Mal hauchdünn. Seinen jetzigen Erfolg wollte sein politischer Kontrahent Lungu zunächst nicht anerkennen. Als sich der Sieg der Opposition am Wochenende abzeichnete, kritisierte er, die Wahl sei „nicht frei und fair“ verlaufen. Doch angesichts eines Vorsprungs von einer Million Stimmen musste er am Montag schließlich einlenken und gratulierte seinem „Bruder“ zu dessen Wahlsieg.

Die ganze Region schöpft Hoffnung

Sambia ist damit zum dritten Mal seit der Unabhängigkeit ein friedlicher Machtwechsel gelungen. Auch andere Länder im südlichen Afrika feiern das als Sieg der Demokratie. Oppositionsführer aus Zimbabwe, Namibia, Botswana und Südafrika waren unter den ersten, die Hichilema gratulierten. All diese Länder werden seit ihrer Unabhängigkeit von den ehemaligen Befreiungsbewegungen regiert und das teils autokratisch. Sie alle werten den Sieg Hichilemas als Hoffnungsschimmer für die gesamte Region. „Unsere Zeit in Simbabwe wird auch kommen“, kommentierte Nelson Chamisa, der Vorsitzende des Movement for Democratic Change in Simbabwe.

Doch während dort seit 1980 die Zanu-PF herrscht, hat Sambia bereits Erfahrung mit wechselnden Regierungsparteien.

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