Widersprüchliche Heimat: Der jüdisch-tunesische Künstler Rafram Chaddad stellt erstmals in Tunis aus

In Tunesien zu arbeiten ist durchaus nicht leicht für ihn, denn zeitgenössische Kunst stößt auf wenig Interesse. Aber er will sich mit seiner Heimat auseinandersetzen, die er als Einjähriger verlassen musste.

vom Recherche-Kollektiv Afrika-Reporter:
4 Minuten
Ein Mann mit grauen Locken und Brille steht vor einer gekachelten Wand

Bisher habe der Präsident seine Ausstellung nicht besucht. Rafram Chaddad schmunzelt bei der Vorstellung. Dabei hatte der tunesische Künstler Staatschef Kais Saied sogar zur Vernissage der Werkschau mit dem Namen „The good seven years“ eingeladen. Die Installation spielt direkt auf die jüngste Brotkrise in dem nordafrikanischen Land und eine Bemerkung des Präsidenten an. Dieser hatte gewettert, in Zukunft solle es nur noch ein Brot für alle geben, nämlich die billigen und oft steinharten subventionierten Baguettes, statt teurer Oliven- oder Vollkornbrote. Unter dem Titel „Das einzige tunesische Brot“ liegt entsprechend ein Haufen vertrockneter Brotstücke.

Auf der südtunesischen Insel Djerba geboren und in Jerusalem aufgewachsen war Chaddad lange vor allem in Europa tätig. Mit „The good seven years“ stellt der interdisziplinär arbeitende 47-Jährige nun zum ersten Mal in Tunesien aus. In diesen Tagen erscheint zudem ein Buch gleichen Namens über sein künstlerisches Schaffen.

In einer Vitrine liegt vertrocknetes Brot
Rafram Chaddads Kunst ist teils explizit politisch
Ein Bildschirm mit der Silhouette eines Mannes, im Hintergrund ein verbeulter Minibus
Immer wieder blitzen Verweise auf das jüdische Erbe Tunesiens in Chaddads Werken auf
Auf einem Podest liegen zwei Haufen Mandelschalen, einmal verkohlte und einmal getrocknete
Lebensmittel und Texturen spielen im Werk von Rafram Chaddad eine große Rolle