Ostafrika: In Las Anod in Somaliland sind Kämpfe ausgebrochen. Was ist der Hintergrund?

Am Horn von Afrika kämpfen Milizen des Dhulbahante-Clans gegen die international nicht anerkannte Republik Somaliland, zehntausende sind auf der Flucht.

vom Recherche-Kollektiv Afrika-Reporter:
4 Minuten
Ein gemaltes Hinweisschild auf der Außenmauer eines Gebäudes. Durchgestrichen sind verschiedene Waffen, also eine Kalashnikow, ein Messer, eine Handgranate und ein Gehstock.

Ismail Mohamoud, Direktor des Krankenhauses von Las Anod, schätzt die Zahl der Toten auf mehr als 200, wie er der „Voice of America“ sagte. Die meisten Opfer seien Zivilisten gewesen. Mohamoud geht davon aus, dass außerdem fast 1000 Menschen verletzt wurden. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerkes UNHCR sind seit Anfang Februar 185.000 Menschen aus Las Anod und Umgebung geflohen. Die aktuellen Kämpfe haben Anfang Februar begonnen, und zwar zwischen den Streitkräften Somalilands und Mitgliedern des Dhulbahante-Clans. Der tritt für den Wiederanschluss an Somalia ein und fordert den Abzug der somaliländischen Armee aus dem umstrittenen Gebiet. Am 10. Februar wurde ein Waffenstillstand erklärt, der aber schnell gebrochen wurde. Die Gegner beschuldigen sich gegenseitig, dafür verantwortlich zu sein.

Wo wird überhaupt gekämpft?

Somaliland liegt im Osten von Afrika, nördlich von Somalia. Die Region hat sich vor gut dreißig Jahren, am 18. Mai 1991, von Somalia unabhängig erklärt. Hintergrund ist der Bürgerkrieg in der Region, der 1988 im heutigen Somaliland begann, als Aufstand gegen den damaligen Diktator Siad Barre. Im Januar 1991 floh Siad Barre, der Staat zerfiel, die Region versank im Bürgerkrieg. Der Norden, zu Kolonialzeit British-Somaliland, erklärte sich vom Süden – ehemalisch Italienisch-Somaliland – unabhängig. Die Argumentation von Somaliland: Man löse eine Union, die die beiden ehemaligen Kolonien nach ihrer beider Unabhängigkeit 1960 geschlossen hätten, weil diese Union angesichts der anhaltenden Kämpfe im Süden nun nicht mehr funktioniere und keinen Sinn mehr mache. Während die Kämpfe im Süden jahrzehntelang anhielten, stabilisierte sich der Norden, schuf quasi-staatliche Institutionen und Strukturen. Völkerrechtlich anerkannt ist der Staat, der rund 3,5 Millionen Einwohner zählt, jedoch bis heute nicht. Hauptstadt ist Hargheisa, Präsident Muse Bihi Abdi.

In Somalia hat der Bürgerkrieg länger angedauert, seit 2007 kämpft es außerdem gegen die radikal-islamistische Shabaab-Miliz.