Präsidentschaftswahlen in Kolumbien: Wer ist Francia Márquez?

Niemand verkörpert die Hoffnung der Kolumbianerïnnen auf Veränderung so wie diese Frau, die bald Kolumbiens erste Schwarze Vizepräsidentin werden könnte.

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Schwarze Frau mit hochgebundenem krausen Haar spricht energisch in ein Mikrofon auf einer Bühne. Ihre linke Hand ist zur Faust geballt. Sie trägt Bluse und Rock mit Ethnomuster. Hinter ihr filmen Menschen mit Handys und jemand fotografiert. Es ist Nacht.

An der Seite des Linkskandidaten Gustavo Petro wird Francia Márquez am 19. Juni in Kolumbien in die Stichwahl um die Präsidentschaft gehen. Sie ist die Überraschung dieses Wahljahres.

Als die Kolumbianerïnnen im März auch die Präsidentschaftskandidaten der größten Parteibündnisse bestimmten, holte sie die drittmeisten Stimmen – ohne Geld für teuren Wahlkampf, ohne Verbindung zu den politischen Eliten.

Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Wer ist Francia Márquez?

Francia Elena Márquez Mina (40) ist eine Schwarze Umweltschützerin, Frauenrechtlerin und Anwältin. Sie stammt aus der Region Cauca im Südwesten Kolumbiens und wuchs dort in der traditionellen afrokolumbianischen Gemeinschaft La Toma in den Bergen nahe der Pazifikküste auf. Diese alten Gemeinschaften stammen von Sklavïnnen ab und stehen theoretisch wie die indigenen Gemeinschaften in Kolumbien unter besonderem Schutz.

Doch in der Praxis ist das Land von Gleichberechtigung weit entfernt, und in den von Indigenen und Schwarzen bewohnten Regionen ist der Staat abwesend, während bewaffnete Gruppen dort ihre Gewaltherrschaft ausüben. Der Kampf um ihre Rechte wurde zu Márquez’ Lebensaufgabe.

Márquez ist als Vertriebene selbst Opfer des Bürgerkriegs. Ihr Leben wie das Leben ihrer Gemeinschaft, die von Ackerbau, Fischfang und traditionellem Bergbau lebt (der statt dem giftigen Quecksilber Wasser und eine Malvenart namens escoba babosa verwendet), wurde massiv von bewaffneten Akteuren geprägt – oder die Gemeinschaft geriet zwischen den Kampf zwischen diesen und der Armee. Im Namen der Opfer verhandelte Márquez in Havanna das Kapitel zu den ethnischen Gruppen im Friedensvertrag zwischen Farc-Guerilla und Staat aus.

Kleines Schwarzes Mädchen mit krausen Haaren, etwa fünf Jahre alt, sitzt auf den Schultern eines Schwarzen Mannes und schwenkt eine Fahne. Um sie herum stehen dicht gedrängt Menschen und schwenken ebenfalls Fahnen.
Ein Mädchen schwenkt eine Francia-Márquez-Fahne bei einer Wahlkampfveranstaltung vor der Compartir-Schule im armen Osten von Cali.