Nach dem UN-Klimagipfel in Ägypten: Vor allem ärmere Länder sind enttäuscht

Bei der COP27 wurden einige Beschlüsse gefasst, aber die konkrete Ausgestaltung bleibt vage. So bleibt offen, wie der Ausgleichsfonds für Klimaschäden gefüllt wird.

vom Recherche-Kollektiv Weltreporter:
9 Minuten
Demonstrierende halten Plakate hoch mit der Aufschrift, in der Übersetzung: „Kein Blabla mehr“ und „Zahlt für Schäden und Verluste“.

Mit zwei Tagen Verspätung ist am Sonntag der UN-geführte Klimagipfel COP27 in Ägypten zu Ende gegangen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einigten sich auf eine Abschlusserklärung, die in unterschiedlichen Teilen der Welt gemischte Reaktionen hervorrief.

Von wegen “Gipfel für Afrika”

Eine verpasste Chance – so lassen sich die Reaktionen vom afrikanischen Kontinent zusammenfassen. Der Kontinent, der am meisten unter den Folgen der Erderwärmung leidet, trägt selbst am wenigsten dazu bei.

„Es ist sehr bedauerlich, dass sich die Länder nicht auf einen Ausstieg aus allen fossilen Brennstoffen einigen konnten, nicht nur aus der Kohle, wie im Glasgow-Pakt vorgesehen“, kommentierte Mohamed Adow, Gründer und Direktor der Organisation „Power Shift Africa“mit Sitz in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Adow betonte, die Erkenntnisse der Wissenschaft seien eindeutig: „Die Auswirkungen werden immer schlimmer und wir wissen, dass erneuerbare Energien die Zukunft sind. Verschmutzende Länder müssen Kohle, Öl und Gas im Boden lassen, wenn wir verhindern wollen, dass die globale Erwärmung außer Kontrolle gerät“, sagte er. Stattdessen sei COP 27 in Bezug auf die Verwendung von fossiler Energie über die Ergebnisse der COP 26 in Glasgow nicht hinausgekommen. Das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, ist so nicht zu erreichen.

An frühere Verpflichtungen erinnern

Die Einrichtung eines Fonds zum Ausgleich von Verlusten und Schäden wird begrüsst, allerdings weisen Kommentatoren auf die Tatsache hin, dass schon eine frühere, viel konkretere Verpflichtung bisher nicht erfüllt ist: 2009 hatten die Industrieländer versprochen, die Klima-Hilfen für ärmere Länder bis 2020 auf jährlich 100 Milliarden Dollar zu erhöhen. Nach Zahlen der OECD von diesem Sommer lag das Niveau im Jahr 2020 bei rund 83 Milliarden Dollar.

Afrika dürfe sich nicht einschüchtern lassen, sondern müsse an seiner Haltung gegenüber fossilen Brennstoffen festhalten, forderte der kenianische Klima-Aktivst Philbert Aganyo von der zivilgesellschaftlichen Organisation GreenFaith im Gespräch mit der kenianischen Tageszeitung Daily Nation. Die internationale Organisation GreenFaith setzt sich für Klimagerechtigkeit ein. "Wir können nicht über Nacht von fossilen Brennstoffen auf grüne Energie umsteigen“, sagte Aganyo. „Wenn die Strategien von oben kommen, können wir einen Zeitplan festlegen, wann wir die fossilen Brennstoffe abschaffen können.“ Er unterstrich seine Forderung, dass alle fossilen Energieträger im Boden bleiben sollten.

Tasneem Essop, Direktorin des Climate Action Network International aus Südafrika, sieht dagegen Erfolge und Misserfolge der UN-Klimakonferenz. Mit Blick auf die Vereinbarungen zur Regelung von Verlusten und Schäden bezeichnete Essop die COP 27 als einen „historischen Sieg für Klimagerechtigkeit auf afrikanischem Boden“. Gleichzeitig hätten es die Teilnehmenden des UN-geführten Klimagipfels versäumt, die Ursachen des Klimawandels zu bekämpfen, indem sie den Ausstieg aus allen fossilen Brennstoffen nicht vorantrieb