Wie Migranten in Tunesien zu Gründern werden

Für viele Migranten aus den Ländern südlich der Sahara ist Tunesien nur eine Durchgangsstation. Wirtschaftlich können sie selten Fuß fassen, oft werden sie Opfer von Rassismus. Ein Projekt speziell für Jungunternehmer will ihnen Perspektiven aufzeigen.

vom Recherche-Kollektiv Afrika-Reporter:
4 Minuten
Zwei Männer sitzen über Unterlagen gebeugt an einem Tisch. Im Hintergrund sitzen in einem Workshopraum weitere Personen, an den Wänden sind auf Tafeln Slogans geschrieben.

Laurent Paul Nyobe ist 2013 aus Kamerun zum Studium nach Tunesien gekommen. In Sfax, einer Industriestadt an der Ostküste Tunesiens, betreibt er den Inkubator Kufanya, der speziell Projekte von Migrantinnen und Migranten betreut. Denn die anderen Programme zur Förderung von Jungunternehmerïnnen stehen in der Regel nur Tunesierïnnen offen.

In migrantischen Gemeinschaften Tunesiens, die vor allem in den Großstädten der Küste wie Tunis und Sfax, sowie weiter südlich in Zarzis und Medenine leben, finden sich viele Studierende aus dem frankophonen Westafrika, aber auch Haushaltshilfen vor allem aus der Elfenbeinküste sowie Geflüchtete, die über die Sahara und Libyen nach Tunesien gekommen sind. Gerade letztere leben in Tunesien oft in sehr prekären Verhältnissen. Das Land hat kein Asylrecht, das heißt es ist für sie nur in Ausnahmefällen und nach sehr langwierigen Verfahren überhaupt möglich, einen geregelten Aufenthaltsstatus zu erhalten. Ohne den können sie nur im informellen Sektor arbeiten.

„Einen stärkeren Einfluss als humanitäre Hilfe“

„Die Projekte, die wir fördern, haben einen viel stärkeren Einfluss als all die klassischen Programme zur Unterstützung von Migranten. Natürlich kann man humanitäre Hilfe leisten und Essensbons ausgeben, aber solange die Migranten kein regelmäßiges Einkommen haben, werden sie immer Bittsteller bleiben.“ Nyobe will mit dem Programm Migrantïnnen helfen, wirtschaftlich unabhängig zu werden und sich in Tunesien eine Zukunft aufzubauen, statt das Land als reine Durchgangsstation zu betrachten. In dem Mentoring-Programm sollen Jungunternehmerïnnen die nötigen Fähigkeiten erwerben, um sich selbständig zu machen oder eine Firma zu gründen.

Ein Studienkollege habe ihn auf das Inkubations-Programm aufmerksam gemacht, erzählt Jean Philipp Kokora. Der junge Mann aus der Elfenbeinküste studiert in Tunis Informatik. „Ich habe bei Kufanya nicht nur gelernt, wie ich eine Firma aufbaue, meine Idee strukturiere und zu Geld mache, sondern auch ein Netzwerk geschaffen. Ich bin mit allen aus meiner Gruppe noch im Kontakt. Der Zusammenhalt ist sehr wichtig.“

Verbindungen schaffen über die Sahara hinweg