25 Jahre nach dem Ende der Suharto-Diktatur: Indonesiens Demokratisierung steht an einem Scheideweg

Seit 1998 hat sich die drittgrößte Demokratie der Welt stabilisiert und an politischem wie wirtschaftlichem Einfluss gewonnen. Doch nun steht der Inselstaat vor neuen gesellschaftlichen Herausforderungen. Ein persönlicher Rückblick.

vom Recherche-Kollektiv Weltreporter:
13 Minuten
November 1998: Soldaten und Studenten stehen sich auf einer Straße im Zentrum Jakartas gegenüber.

Am 21. Mai 1998 beendete der indonesische Diktator Suharto seine 32-jährige Gewaltherrschaft. Vorausgegangen waren monatelange Ausschreitungen im ganzen Land, getrieben von der damaligen Finanz- und Wirtschaftskrise in Südostasien sowie von einer starken Studentenbewegung. Seither hat sich das Land mit der viertgrößten Bevölkerung der Welt zu einer weitgehend stabilen Demokratie und zu einem wichtigen Mitglied der G20 entwickelt. Beobachter zeigen sich allerdings besorgt über die zunehmend autoritären Züge der indonesischen Politik: Kritik am Präsidenten kann künftig zu Haftstrafen führen, die Pressefreiheit wird durch neue Gesetze gefährdet, Frauen und LGBTQ sehen sich mit diskriminierenden Regeln konfrontiert. Weiterer Grund zur Besorgnis ist der steigende Einfluss islamistischer Gruppen im Land mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt. Christina Schott hat die Proteste 1998 miterlebt und die Entwicklungen seitdem aus der Nähe verfolgt. Ein persönlicher Rückblick auf die letzten 25 Jahre.

November 1998: Demonstranten in Jakarta tragen ein Banner mit den Worten „Wiranto + Habibie = Suharto“.  Der amtierende Präsident Habibie und sein Stellvertreter Wiranto waren bereits unter Suharto Minister.
November 1998: Demonstranten in Jakarta protestieren gegen die Nachfolge-Regierung des Suharto-Regimes. Der amtierende Präsident Habibie und sein Stellvertreter General Wiranto waren zuvor Minister unter Suharto.
Wütender Demonstrant protestiert vor einer Reihe von Polizisten im Zentrum von Jakarta 1998.
Ein wütender Demonstrant protestiert vor einer Reihe von Polizisten im Zentrum von Jakarta 1998.
Studenten besetzen während einer Demonstration 1998 eine Monument im Zentrum Jakartas, das an die Machtübernahme Suhartos 1966 erinnert. Auf Plakaten fordern sie, dass Suharto wegen seiner Menschenrechtsverbrechen vor Gericht gebracht wird.
Studenten besetzen während einer Demonstration 1998 ein Monument im Zentrum Jakartas, das an die Machtübernahme Suhartos erinnert. Auf Plakaten fordern sie, dass Suharto wegen seiner Menschenrechtsverbrechen vor Gericht gebracht wird.
Leerer Strand von Kuta im Süden von Bali: Eine Gruppe Souvenirverkäufer und ein Surfboardverleiher warten auf Kundschaft.
Der Strand von Kuta im Süden von Bali im Dezember 1998: Wegen der Unruhen in Indonesien kamen in den Weihnachtsferien nur wenige ausländische Touristen auf die Urlaubsinsel.
Der indonesische Präsident Joko Widodo steht 2019 bei einer Wahlkampfveranstaltung in Yogyakarta auf einer Bühne, dahinter ist ein riesiges Porträt von ihm zu sehen.
Joko Widodo 2019 bei einer Wahlkampfveranstaltung in Yogyakarta: Der indonesische Präsident galt als Hoffnungsträger für Demokratie und Menschenrechte.