Wissenschaftler, Frühhippie, Menschenfreund: Das wilde Leben des Aimé Bonpland

Ob auf Entdeckungsreisen mit Alexander von Humboldt, als Rosengärtner der Kaiserin Josephine oder beim Experimentieren mit Mate-Stauden in der südamerikanischen Pampa: Aimé Bonpland führte ein Leben zwischen Extremen. Die einzige Konstante darin war seine Liebe zu den Pflanzen. Eine Würdigung zum 250. Geburtstag.

vom Recherche-Kollektiv Südamerika+Reporterinnen:
8 Minuten
Ein Lager der zwei Wissenschaftler im Vordergrund mit indigenen Bediensteten im Hintergrund erhebt sich der über 6.000 Meter hohe Vulkan Chimborazo

Lange stand er im Schatten seines berühmten Freundes Alexander von Humboldt. Mit ihm zusammen war er zwischen 1799 und 1804 unterwegs im Urwald von Venezuela bis zum Orinoko-Fluss. Mit ihm hätte er fast den 6.263 Meter hohen Chimborazo in Ecuador bezwungen. Die Forscher sammelten Daten, die heute noch relevant sind. Vier Jahre lang bereisten sie die spanischen Kolonien in Amerika. Regionen, die heute Venezuela, Kuba, Kolumbien, Ecuador, Peru und Mexiko heißen.

Ob auf zeitgenössischen Darstellungen oder in der Literatur: Bonpland stand nie so im Rampenlicht wie sein berühmter Freund. Der Lübecker Arzt Robert Avé-Lallemant nannte ihn einen „Trabant des glänzenden Humboldtgestirns“ – weit entfernt von den Zentren der Wissenschaft, wo nur der bleibt, der schreibt. Das war nicht so Aimé Bonplands Ding. Doch war sein Leben um einiges aufregender als das seines adligen preußischen Freundes.

Die Botanisierungstrommel brachte ihn nach Amerika

Sein Nachname Bonpland – gute Pflanze – ist eine Erfindung des Großvaters. Für den jungen Aimé wird er zum Programm: Den Pflanzen und der Botanik gilt seine ganze Liebe. Ihnen sollte er treu bleiben, sein ganzes abenteuerliches Leben lang.

Eigentlich hieß er Aimé-Jaques Alexandre Goujaud, geboren am 28. August 1773 in La Rochelle. Er ist ausgebildeter Arzt und Botaniker, als er mit 23 Jahren im Eingangsbereich seines Pariser Apartmenthauses auf den jungen Baron von Humboldt trifft.

Dieser spricht ihn an, weil er eine Botanisierungstrommel um den Hals baumeln hat. Die beiden werden Freunde und beschließen kurz darauf, gemeinsam neue Welten in Spaniens Kolonien zu entdecken.

Eine grüne längliche Blechbüchse, die zwei Öffnungen hat, eine oben und die andere an der flachen Seite, sodass die Pflanzen unbeschadet eingelegt werden können.
Botanisierungstrommel aus dem 19.Jahrhundert
Botanische Zeichnung des Mate Strauchs mit seinen oval geformten Blättern, die am Rand leicht gekerbt sind
Franz Eugen Köhler, Köhler's Medizinal-Pflanzen. Der Mate-Strauch stammt aus den südamerikanischen Urwäldern entlang des Paranà. Er kann zu einem stattlichen Baum heranwachsen, der bis zu 15 Meter hoch wird.
Sie haben Feedback? Schreiben Sie uns an info@riffreporter.de!