„Das ist nicht so diese verkünstelte Kacke“

Regisseurin Sahar Rahimi im Interview zu Klassismus. Teil 2: Bühne.

18 Minuten
Sahar Rahimi blickt in Jeans, weißem Shirt und schwarzer, cooler Jacke gerade und entschlossen in die Kamera. Im Hintergrund nackte Betonwand und dunkle Möbel, oben ein schmaler Strauß Blumen in einer hohen Vase. Sie hat ihre dunklen, lockigen Haare aufgetürmt und ist geschminkt mit Rouge, Lippenstift und Nagellack. In ihrer rechten Hand hält sie eine beige Handtasche, auf den ersten Blick sieht das aus wie ein Buch. In ihrer linken Hand hält sie ein Gläschen Hipp-Babynahrung. Auf den ersten Blick denkt man, es sei eine Dose Cola oder ähnliches.

Das Impulse Theater Festival, bekannt für intensive gesellschaftliche und künstlerische Auseinandersetzungen, nimmt sich dieses Jahr das Thema „Klassismus“ vor. Sahar Rahimi moderiert einen „Working Class Stammtisch“.

Daniela Dröscher leitet den gesamten Schwerpunkt und schreibt über Scham. Auch im Gespräch mit Sahar ist das zu Beginn, in Teil 1 des Interviews, schnell Thema. In Teil 2 erzählt sie von Show, Publikum, Ungleichheit – und ihrer ersten Theatergruppe.

Jetzt gehörst du zu einer freien Theatergruppe, die nennt sich „Monster Truck“. Monster Trucks sind diese Riesenautos mit den unfassbar großen Autoreifen. Als ich euch vor Jahren das erste Mal im Netz gesucht habe, habe ich euch als Theatergruppe kaum gefunden. Im Internet waren vor allem diese Videos, in denen diese Autos über Hindernisse fahren und sich überschlagen. Ein extrem populäres Vergnügen und das Gegenteil von intellektuell.

Der Schauspieler Addas Ahmad steht im schwarzen Unterhemd auf heller Bühne und streckt dem Publikum den Stinkefinger entgegen.
Addas Ahmad in der Produktion „Zugabe“ von Monstertruck und Theater Thikwa. 2019.
Eine Darstellerin steht in einem Boxring und reckt den rechten Arm in die Höhe. Der Ring ist umringt vom Publikum. Im Ring machen sich einige Hunde an ihrem Kleid zu schaffen. Es besteht aus Fleisch und Wurst. Das Ganze dürfte ein ziemliches Spektakel gewesen sein.
Szene aus der Produktion „Everything is Flux“ von Monster Truck. 2009. Foto von 2010.