Microsoft und NRW: Wenn das Rheinische Braunkohlerevier zur Quantenregion wird

3,2 Milliarden Euro investiert der US-Konzern in Rechenzentren – direkt am Tagebau Hambach. Für die NRW-Landesregierung ein PR-Coup – für Microsoft der Einstieg in die deutsche Industrie. Werden jetzt Bergleute zu Prompt-Arbeitern?

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Liegestühlen stehen am Aussichtspunkt „Terra Nova“ am RWE Braunkohle Tagebau Hambach. Im Hintergrund steht ein Bagger im Tagebau. Foto: Oliver Berg/dpa

Am Rande des rheinischen Städtchens Elsdorf liegt ein Aussichtspunkt über dem Tagebau Hambach: Er bietet einen unverstellten Blick auf Schaufelradbagger und Tagebauterrassen. RWE, der größte europäische Kohlekonzern, hat dort den Naturerlebnispfad Sophienhöhe eingerichtet – ein Berg aus Abraum, der mit über zehn Millionen Bäumen bewaldet wurde.

Der Strukturwandel hat das Rheinische Revier längst erfasst. Die nächste Veränderung steht an, und sie ist grundlegender: In den Gemeinden Elsdorf, Bedburg und Bergheim investiert der US-amerikanische IT-Konzern Microsoft 3,2 Milliarden Euro in KI-Infrastruktur, Cloud-Kapazitäten und Qualifizierungsprogramme. Der Bau der Hyperscaler-Rechenzentren soll bereits 2024 beginnen. Der Elsdorfer Bürgermeister Andreas freut sich: „Der Angler würde sagen, da haben wir einen dicken Fisch an Land gezogen.“

Die Anwohner sollen an einer „KI-Qualifizierungsoffensive“ von Microsoft teilnehmen können, die bald starten soll. Gleichzeitig erweitert das Unternehmen seine bestehenden Standorte, wie das Rechenzentrum in Frankfurt am Main. Das Land Nordrhein-Westfalen (NRW) unterstützt die Kommunen darin, zwei Digitalparks umzusetzen, die ansässige Unternehmen bei der Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle unterstützen soll. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) rechnet mit bis zu 2.500 neuen Arbeitsplätzen.

Wird das Braunkohlerevier zur „Quantenregion“?

Wüst wie auch Microsoft-Vertreter sehen in der Region hohes Potenzial. Zwar ist nicht von der Gründung eines „Silicon Valley“ die Rede, doch das Rheinische Revier soll zu einer führenden „Digital- und Quantenregion“ werden – die Rede ist von KI. Unmittelbar mit den Rechenzentren sollen einige hundert neue Arbeitsplätze geschaffen werden.