Erschossen wegen dieser Splittermine: Das Schicksal des Michael Gartenschläger
Eine nächtliche Friedhofs-Lesung und die Geschichte jenes DDR-Dissidenten.
Mit Gräbern hab ich kein Glück. Dasjenige meines letztes Jahr verstorbenen Vaters konnte ich heuer wegen Corona nicht aufsuchen. Wolfgang Herrndorfs Grab blieb mir 2019 auf der Deutschlandfahrt auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof Berlins verborgen – trotz Lageplans! Deswegen war mein Vorhaben am 1. November 2020 etwas vermessen: Per Rad peilte ich in der Hauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns ein Ehrengrab an, das ich nur vom Hörensagen kannte. Das Grab von Michael Gartenschläger. Den Schweriner Waldfriedhof mit dem Fahrrad zu befahren, ist gang und gäbe. Doch weder Passant·inn·en noch Radler·innen wissen von diesem Grab. Update 30.4.2021: www.riffreporter.de/de/gesellschaft/gartenschlaeger-braunfett-covid-spanien
Michael Gartenschläger wurde als politischer Häftling 1971 von der DDR an die Bundesrepublik verkauft. 1976 wurde er an der innerdeutschen Grenze, auf holsteinischer Seite, von der DDR erschossen.
Zu Allerheiligen wollte ich öffentlich auf dem Friedhof lesen aus meinem Buch „Zwei Räder, ein Land“. Aber ich fand sein Grab nicht.
Es wurde dunkel. Der Waldfriedhof leerte sich. Ich pflanzte dem Radhelm eine Lampe auf, suchte weiter. Am Ende, so weiß ich dank der GPS-Aufzeichnung, hatte ich alle Grabspaliere abgeklappert. Vergebens.
Frustriert quartiere ich mich in einem nahen Hotel ein, erwache wenig nach Mitternacht, eigenartig klar im Kopf. Ein Publikum vor Ort auf dem Friedhof, so meine Gedanken, das ist so wichtig nicht.
Gegen 2.30 Uhr, den 2. November, bin ich zurück auf dem Friedhof.
Hier ist meine kleine Lesung. Den kompletten Text zu Gartenschläger gibt’s in meinem Buch „Zwei Räder, ein Land – Per Fahrrad durch alle Bundesländer: Deutschland in 2451 Kilometern“
Als ich auf Deutschlandfahrt von Gartenschläger erfuhr
In Radschuhen und greller Plastikkluft pirsche ich durch den matschigen Wald westlich von Leisterförde, in einem verlorenen Winkel im Westen Mecklenburgs. Bis 1989 war Pirsch hier Alltag für die Soldaten an der DDR-Grenze. Im April 1976 war jedoch ein Sonderkommando bei Leisterförde unterwegs: Stasi-Scharfschützen, die außer ihren Gewehren den Schlüssel für eine Tür im Grenzzaun dabeihatten. Sie legten sich auf ›BRD‹-Seite tagelang auf die Lauer.
Am letzten Apriltag erfüllten sie ihre Mission. Die Scharfschützen erschossen Michael Gartenschläger, einen Mann, der die DDR mehr hasste als er sein eigenes Leben liebte.
Wo und wie er sich an der Grenze zwischen Holstein und Mecklenburg zu schaffen machte, soll mir das Gartenschläger-Eck verraten. Dass es dieses Eck gibt, erfahre ich am Pilz.
Der Pilz steht vor dem Dickicht. Er besteht aus zwei Metern Eisenstiel plus rostigem Blechhut und ist einziges Relikt der Grenzkompanie bei Leisterförde. Pilz nannten ihn die Wachsoldaten, die unter seinem Hut Schutz fanden vor Regen und Schnee. Pilz heißt er noch heute, sagen meine Gastleute im Dorf, die mir einen Besuch empfehlen. Am Stiel gebe es eine Infotafel zur Grenze. Auch wenn es einige Kilometer entfernt ist: Auf dem Rad abends die Beine auslockern, ohne Gepäck, kommt mir zupass.
Die Kaserne, erfahre ich am Pilz, steht seit 2007 nicht mehr. Der Grenzalltag war stressig, behauptet die Infotafel. »Über Michael Gartenschläger haben sie kein Wort geschrieben« spricht mich von hinten ein Mann an, Spaziergänger anscheinend. Ich frage nach diesem Gartenschläger. Der Mann sagt nur »ein Opfer des Regimes« und dass ich doch den alten Kolonnenweg bis zum Gartenschläger-Eck gehen möge, um mehr zu erfahren. Er geht weiter und lässt mich ratlos zurück.
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Am Zaunstück hat die Vereinigung der Opfer des Stalinismus e.V. eine Selbstschussanlage montiert. Angesichts ihrer Primitivität wirkt sie besonders perfide: In einen zigarrengroßen Zündzylinder münden Spanndrähte, die entlang des Zauns laufen. Auf dem anderen Zylinderende steckt ein Metalltrichter – man könnte es für eine Kinder-Flüstertüte halten.
Gartenschläger überführte die DDR der Lüge
Werden die 120 Gramm TNT im Zylinder elektromechanisch gezündet, zerfetzen hundert scharfkantig gezackte Metallsplitter Tiere, Menschen, einfach alles in einer Reichweite von 25 Metern. Die Splittermine SM-70, so der offizielle Name, wurde von der DDR seit 1969 zu Zehntausenden montiert. Das Regime behauptete, es handelte sich um Attrappen, bloß zur Abschreckung, und unterzeichnete 1975 die Menschenrechtserklärung von Helsinki.
Demontiert wurden die Splitterminen erst 1984, weil der Westen Druck ausübte. Ohne SM-Rückbau hätte die DDR einen Milliardenkredit nicht bekommen und wäre womöglich zahlungsunfähig geworden.
Als ich von der Gedenkstätte zurück auf den lichten Grenzstreifen gelange, ist die Abendsonne hinter schwarzen Schleiern versackt. Im Süden und Osten schimmern noch blaue Flecken zwischen Gewölk. Instinktiv hoffe ich, Blau möge sich durchsetzen. Oder lieber doch nicht? Mit himmlischem Blau wirbt ja ausgerechnet die AfD. Und später im Jahr 2019 werden sich die Blauen bei drei von vier Länderwahlen Ostdeutschlands zu Spitzenparteien in den Parlamenten mausern.
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