Erschossen wegen dieser Splittermine: Das Schicksal des Michael Gartenschläger
Eine nächtliche Friedhofs-Lesung und die Geschichte des DDR-Dissidenten.
von Martin C RoosMit Gräbern hab ich kein Glück. Dasjenige meines letztes Jahr verstorbenen Vaters konnte ich heuer wegen Corona nicht aufsuchen. Wolfgang Herrndorfs Grab blieb mir 2019 auf der Deutschlandfahrt auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof Berlins verborgen – trotz Lageplans! Deswegen war mein Vorhaben am 1. November 2020 etwas vermessen: Per Rad peilte ich in der Hauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns ein Ehrengrab an, das ich nur vom Hörensagen kannte. Das Grab von Michael Gartenschläger. Den Schweriner Waldfriedhof mit dem Fahrrad zu befahren, ist gang und gäbe. Doch weder Passant·inn·en noch Radler·innen wissen von diesem Grab.
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Als ich auf Deutschlandfahrt von Gartenschläger erfuhr
In Radschuhen und greller Plastikkluft pirsche ich durch den matschigen Wald westlich von Leisterförde, in einem verlorenen Winkel im Westen Mecklenburgs. Bis 1989 war Pirsch hier Alltag für die Soldaten an der DDR-Grenze. Im April 1976 war jedoch ein Sonderkommando bei Leisterförde unterwegs: Stasi-Scharfschützen, die außer ihren Gewehren den Schlüssel für eine Tür im Grenzzaun dabeihatten. Sie legten sich auf ›BRD‹-Seite tagelang auf die Lauer.
Am letzten Apriltag erfüllten sie ihre Mission. Die Scharfschützen erschossen Michael Gartenschläger, einen Mann, der die DDR mehr hasste als er sein eigenes Leben liebte.
Wo und wie er sich an der Grenze zwischen Holstein und Mecklenburg zu schaffen machte, soll mir das Gartenschläger-Eck verraten. Dass es dieses Eck gibt, erfahre ich am Pilz.
Der Pilz steht vor dem Dickicht. Er besteht aus zwei Metern Eisenstiel plus rostigem Blechhut und ist einziges Relikt der Grenzkompanie bei Leisterförde. Pilz nannten ihn die Wachsoldaten, die unter seinem Hut Schutz fanden vor Regen und Schnee. Pilz heißt er noch heute, sagen meine Gastleute im Dorf, die mir einen Besuch empfehlen. Am Stiel gebe es eine Infotafel zur Grenze. Auch wenn es einige Kilometer entfernt ist: Auf dem Rad abends die Beine auslockern, ohne Gepäck, kommt mir zupass.
Die Kaserne, erfahre ich am Pilz, steht seit 2007 nicht mehr. Der Grenzalltag war stressig, behauptet die Infotafel. »Über Michael Gartenschläger haben sie kein Wort geschrieben« spricht mich von hinten ein Mann an, Spaziergänger anscheinend. Ich frage nach diesem Gartenschläger. Der Mann sagt nur »ein Opfer des Regimes« und dass ich doch den alten Kolonnenweg bis zum Gartenschläger-Eck gehen möge, um mehr zu erfahren. Er geht weiter und lässt mich ratlos zurück.
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Am Zaunstück hat die Vereinigung der Opfer des Stalinismus e.V. eine Selbstschussanlage montiert. Angesichts ihrer Primitivität wirkt sie besonders perfide: In einen zigarrengroßen Zündzylinder münden Spanndrähte, die entlang des Zauns laufen. Auf dem anderen Zylinderende steckt ein Metalltrichter – man könnte es für eine Kinder-Flüstertüte halten.
Gartenschläger überführte die DDR der Lüge
Werden die 120 Gramm TNT im Zylinder elektromechanisch gezündet, zerfetzen hundert scharfkantig gezackte Metallsplitter Tiere, Menschen, einfach alles in einer Reichweite von 25 Metern. Die Splittermine SM-70, so der offizielle Name, wurde von der DDR seit 1969 zu Zehntausenden montiert. Das Regime behauptete, es handelte sich um Attrappen, bloß zur Abschreckung, und unterzeichnete 1975 die Menschenrechtserklärung von Helsinki.
Demontiert wurden die Splitterminen erst 1984, weil der Westen Druck ausübte. Ohne SM-Rückbau hätte die DDR einen Milliardenkredit nicht bekommen und wäre womöglich zahlungsunfähig geworden.
Als ich von der Gedenkstätte zurück auf den lichten Grenzstreifen gelange, ist die Abendsonne hinter schwarzen Schleiern versackt. Im Süden und Osten schimmern noch blaue Flecken zwischen Gewölk. Instinktiv hoffe ich, Blau möge sich durchsetzen. Oder lieber doch nicht? Mit himmlischem Blau wirbt ja ausgerechnet die AfD. Und später im Jahr 2019 werden sich die Blauen bei drei von vier Länderwahlen Ostdeutschlands zu Spitzenparteien in den Parlamenten mausern.
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Martin C Roos
Ich texte und fotografiere seit 1996 freiberuflich für Internetmedien, Magazine und Zeitungen. Themen schöpfe ich aus den LifeSciences, aus der Geographie und mitten aus unserem Land, dem ich seit 2018 als RadelnderReporter auf den Zahn fühle.
RadelnderReporter
Lospreschen, vor Ort recherchieren – mit unverstellter Neugierde, aus eigener Muskelkraft: So greife ich mir Themen am Rand der Gesellschaft, aus denen sich bisweilen große Fragen formen. Wie geht’s Deutschland? steht für mich im Blickpunkt als RadelnderReporter – meiner Erfindung im Geiste von Egon Erwin Kisch.
Wie geht's Deutschland? war erstes Schwerpunktthema des RadelndenReporters, Wie geht gute Ernährung – generell sowie im Sport? ist mein neuer Schwerpunkt (Einstieg 2021 hier). Über neue Texte, Bilder und Clips informiert der kostenlose Newsletter.
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