Immer der Nase nach: Borkenkäfer riechen verbündete Pilze

Den gefürchteten Waldschädling und etliche Pilzarten verbindet eine besondere Symbiose. Forscher:innen fanden heraus, dass der Pilz den Borkenkäfer mit Duftstoffen anlockt. So teilt er ihm mit, dass der Baum geschädigt und für das Insekt leichte Beute ist. Im Gegenzug spielt der Käfer Taxi und transportiert den Pilz von Baum zu Baum.

6 Minuten
Ein bräunlicher Käfer liegt in einer Mulde. An den Wänden der Mulde haften weiße Pilzfäden.

In den vergangenen Jahren richteten Borkenkäfer große Schäden in Fichtenforsten an. Ein internationales Forschungsteam in der Arbeitsgruppe von Jonathan Gershenzon am Max-Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena hat nun herausgefunden, dass die Insekten nicht nur die Duftspur geschädigter Bäume sowie die ihrer eigenen Artgenossen wahrnehmen, sondern auch die symbiotischer Pilze. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler:innen im Februar 2023 im Fachjournal PLOS Biology. Die Forschung addiert damit ein weiteres Puzzleteil zum Gesamtbild, wie Borkenkäfer geschädigte Bäume finden. Die Ergebnisse können zum Schutz bedrohter Fichtenforste beitragen.

Die Forscher:innen aus Jena beobachteten die Art Ips typographus. Von den rund 125 in Deutschland heimischen Borkenkäferarten ist der Buchdrucker oder Große Achtzähnige Fichtenborkenkäfer wohl der bekannteste; und auch der gefürchtetste. Denn der rund fünf Millimeter kleine, dunkelbraune Käfer befällt hauptsächlich Fichten. Tritt er in Massen auf, wie vor allem in den vergangenen Dürrejahren, schädigt er innerhalb weniger Wochen große Teile von Fichten-Monokulturen.

Im Jahr 2019 fielen dem Buchdrucker allein in Thüringen rund 2,5 Millionen Kubikmeter Fichtenforst zum Opfer. Zwei Jahre später zählte das Statistische Bundesamt deutschlandweit 40 Millionen Kubikmeter Schadholz durch Insektenbefall, Tendenz steigend: Während im Jahr 2011 nur jeder fünfte als Schadholz gefällte Baum von Borkenkäfern befallen war, waren es zehn Jahre später vier von fünf.

Im Vordergrund – eine kahlte Fläche mit Baumstümpfen und liegengebliebenen Zweigen gefällter Fichten; dahinter aufgestapelt gefällte Bäume; im Hintergrund teils bewaldete Hügel, aber immer wieder kahle Flecken und braune Bäume
In Fichten-Monokulturen wie hier im Rothaargebirge richten Borkenkäfer mitunter große Schäden an. Befallene Bäume werden gefällt und aus dem Forst transportiert.

Heiße und trockene Sommer sowie heftige Stürme schwächen besonders flach wurzelnde Forstbäume wie Fichten. Die gestressten Bäume ziehen Buchdrucker magisch an, denn sie strömen einen für schwärmende Käfer unwiderstehlichen Duft aus.

Borkenkäfer – selten allein unterwegs

Die ersten Käfer am Baum nennen Insektenkundler Pionierkäfer. Diese bohren stecknadelkopfgroße Löcher in die Rinde und legen erste Kammern an. Ein Käfer bleibt aber nie lang allein. Erreicht ein „Pionier“ einen kränkelnden Baum, teilt er dies sogleich seinen Artgenossen mit, indem er bestimmte Duftstoffe ausströmt. Fachleute sprechen von Aggregations- oder Versammlungspheromonen.

In der grün-grauen, schuppigen Rinde der Fichte sind zahlreiche Löcher zu erkennen. Wo die Rinde bereits fehlt, zeigen sich Gänge im gelblich-braunen Holz.
Löcher in der Rinde und das typische Frassbild zeigen: Diese Fichte ist von Borkenkäfern befallen.
Rötlich-brauner Käfer sitzt auf holzigem Untergrund, der deutliche Fraßspuren zeigt. Auf seinen Flügeldecken am Rücken hat der Käfer perlenschnurartig aufgereihte Löcher. Ein wuchtiger Halsschild überragt den unscheinbaren Käferkopf.
Der rund fünf Millimeter große Buchdrucker Ips typographus hat zahlreiche Einbuchtungen auf seinen Flügeldecken. In ihnen transportiert er Pilzsporen von einem zum nächsten Baum.
Dunkelbrauner Käfer ruht einer Kammer, die am Ende eines in Holz gebohrten Ganges liegt.
Ausgewachsene Buchdrucker (Ips typographus) überwintern in Kammern direkt unter der Fichtenrinde.