Astronautische Raumfahrt vor rasantem Wandel

Mit Matthias Maurer startet zum vierten Mal ein Deutscher zur Internationalen Raumstation. Doch letzten Jahre der Station sind längst angezählt.

vom Recherche-Kollektiv Die Weltraumreporter:
6 Minuten
Matthias Maurer im Profil im Raumanzug, mit erkennbarer deutscher Flagge und ESA-Logo.

Am 11. November 2021 um 3:03 Uhr (Mitteleuropäischer Zeit) startete Matthias Maurer zur Internationalen Raumstation. Es ist die 103. Crewmission zur Station, die seit November 2000 unentwegt von Menschen bewohnt ist. 246 Raumfahrende haben sie bis heute besucht, 211 Männer und 35 Frauen. Nur elf waren keine ausgebildeten Astronauten, sondern Touristen oder Filmleute. Matthias Maurer ist der 17. Raumfahrer der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) und der vierte Deutsche auf der Station.

Der Start wurde vom ursprünglichen Termin wegen eines nahenden Sturms und wegen medizinischer Auffälligkeit eines Crewmitglieds sowie später nochmal wegen schlechten Wetters verschoben.

Maurers Mission erhielt in guter Tradition der europäischen Raumfahrt den blumigen Namen Cosmic Kiss. Sie folgt auch sonst den gewohnten Abläufen auf der Raumstation: Er soll Experimente im europäischen Columbus-Modul betreuen, darunter eines zur schnellen Wundversorgung oder zur Härtung von Beton. Maurer soll auch den gerade erst gelieferten europäischen Roboterarm in Betrieb nehmen, der mit dem russischen Moduls Nauka gestartet worden war. Dazu kommen Wartungsaufgaben, um die vor zehn Jahren weitgehend fertiggestellte Station weiter am Laufen zu halten.

Matthias Maurer steht aber auch für den Übergang: Er gehört zu einer neuen Generation von Astronautinnen und Astronauten, die die ISS in ihrer letzten Phase besuchen – und die wissen, dass sie selbst möglicherweise einmal den Mond besuchen könnten oder eine andere Raumstation. Dazu war Matthias Maurer der erste, der gemeinsam mit der italienischen ESA-Astronautin Samantha Cristoforetti mit chinesischen Kollegen trainieren durfte.

Grafik: Lunar Gateway beim Rendezvous mit einem Orion-Raumschiff im Mondorbit, im Hintergrund die kleine Erde
Grafik: Lunar Gateway und Orion-Raumschiff