Die nächsten Schritte zur Abwehr von Asteroiden

Die Raumsonde DART der NASA ist mit hohem Tempo auf dem Asteroiden Dimorphos eingeschlagen. Bis zur zuverlässigen Verteidigung der Erde sind aber noch viele Fragen zu klären.

vom Recherche-Kollektiv Die Weltraumreporter:
7 Minuten
Ein gleißend heller Asteroid Didymos, darüber ein Strahlenkranz um den Asteroid Dimorphos, von dem sonst nichts zu sehen ist.

Es war eine Sternstunde für die NASA. Nach einem zehn Monate langen Flug hatte sich die Raumsonde Double Asteroid Redirect Test, kurz DART, am 27. September dem Asteroiden Dimorphos genähert: ein mit 160 Metern eher kleiner Brocken, der gemeinsam mit dem deutlich größeren Asteroiden Didymos etwas außerhalb der Erdbahn um die Sonne kreist. DART visierte ihn an, korrigierte in den letzten Minuten seinen Kurs völlig autonom und traf wie geplant um 1:14 Uhr (MESZ). Die Genauigkeit des Zielflugs lag laut des verantwortlichen Ingenieurs Mark Jensenius vom Applied Physics Laboratory in Laurel bei 17 Metern. Gemessen an der Größe des Asteroiden war das ein Volltreffer.

Die DART-Mission sollte verschiedene Technologien erproben, darunter ausrollbare Solarzellen und ein besonders effizientes Ionentriebwerk, um die Sonde auf Kurs zu halten. Vor allem gehörten dazu Verfahren, um den äußerst kleinen Dimorphos überhaupt zuverlässig zu treffen: Zum Zeitpunkt des Anflugs lagen 10,8 Millionen Kilometer zwischen Raumsonde und Erde. Jedes Signal brauchte 36 Sekunden für die Strecke zwischen Sender und Empfänger.

Ein winziger Punkt vor Sternenhintegrund, mit blauem Kasten vergrößert, markiert als „Didymos“.
Die Kamera von DART konnte Didymos am 27. Juli 2022 erstmals auflösen.

Weniger sicher war, was beim Einschlag selbst passieren würde. Die größte Unbekannte der Mission war der Asteroid Dimorphos selbst: „Man muss einfach zusammenfassen, dass wir bisher recht wenig über die Beschaffenheit von solchen Körpern wissen“, sagte der Geophysiker Kai Wünnemann vom Berliner Naturkundemuseum vor dem Einschlag. Nur wenige Meter von dessen Büro entfernt lagert eine der größten Meteoritensammlungen der Welt. 6000 Steine, die von Asteroiden und Kometen stammen und die irgendwann aus dem All auf die Erde gefallen sind. Doch all diese Brocken helfen nur wenig: Kein Meteorit sieht am Erdboden so aus, wie er mal als Asteroid durchs All zog. Solche Meteoriten haben die Atmosphäre durchquert, sind heiß geworden, geschmolzen oder zerbröselt. Die physische Beschaffenheit von Asteroiden im All ist deshalb bis heute unklar. „Das sind Eigenschaften wie die Porosität oder der innere Aufbau“, sagt Wünnemann.

Der verwaschene größerer Didymos, daneben ein dunkler Punkt, von dem spinnenartig Linien ausgehen.
Die ersten Bilder des Kleinsatelliten LICIACube, das den Einschlag aus sicherer Entfernung beobachtete.
Nahaufnahme vom großen Didymos, darüber überstrahlt Dimorphos mit deutlicher erkennbaren Spinnenbeinen, eher wie der Strahlenkranz einer gemalten Sonne.
Die ersten Bilder des Kleinsatelliten LICIACube, das den Einschlag aus sicherer Entfernung beobachtete.
Die Szenerie, die besonders die strahlenförmigen Auswürfe hervortreten lässt.
Die ersten Bilder des Kleinsatelliten LICIACube, das den Einschlag aus sicherer Entfernung beobachtete.
Aufnahme aus größerer Entfernung, die Auswurfstrahlen erstrecken sich über mehrere Durchmesser des großen Asteroiden Didymos.
Die ersten Bilder des Kleinsatelliten LICIACube, das den Einschlag aus sicherer Entfernung beobachtete.