Lernen aus der Covid-19-Katastrophe: Fehl- und Desinformation sind Feinde der guten Pandemievorsorge

Was muss sich in der Wissenschaft und im Gesundheitswesen ändern, um zukünftig besser auf tödliche Pandemien reagieren zu können? Das diskutierten Fachleute auf dem World Health Summit – und der US-amerikanische Immunologe Anthony Fauci in einem bemerkenswerten Aufsatz.

vom Recherche-Kollektiv Postviral:
5 Minuten
Ein Mann mit kurzen braunen Haaren, einer grauen Anzugsjacke und blauer Hose sitzt auf dem Podium bei einer Veranstaltung und spricht.

Jahrelang machte sich der US-amerikanische Immunologe Anthony Fauci große Sorgen. Dann geschah, was er befürchtet hatte: „Seit dreieinhalb Jahren erleben wir alle meinen schlimmsten Albtraum: eine tödliche Pandemie, verursacht durch Sars-Cov-2, genau die Art von Virus, die ich am meisten fürchtete“, schreibt Fauci, der fast 40 Jahre lang das National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) in den USA leitete, jetzt im FachmagazinScience Translational Medicine.

Mit seinen Varianten, die sich nach und nach entwickelten, der hohen Ansteckungsrate über die Atemluft auch durch Menschen ohne Symptome, habe sich Sars-CoV-2 als einer der gefährlichsten Erreger erwiesen, mit denen es die Menschheit jemals zu tun hatte, so Fauci.

Den Daten der Weltgesundheitsorganisation zufolge gingen allein in den USA mehr als 1,1 Millionen und weltweit mindestens knapp 7 Millionen Todesfälle auf das neue Coronavirus zurück. Zum Höhepunkt der Pandemie starben in den USA täglich 3000 bis 4000 Menschen durch Covid-19, aktuell sind es weniger als 100 jeden Tag. Auch wenn die Pandemie jetzt abklinge, sollte man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, mahnt Fauci. Vielmehr gelte es intensiv darüber nachzudenken, was wir aus der Pandemie gelernt hätten – „damit so etwas nie wieder passiert.“

Faucis Beitrag erschien zeitgleich mit dem Ende des World Health Summit, der internationalen Konferenz zur globalen Gesundheit, die vom 15. bis zum 17. Oktober 2023 in Berlin stattfand. Auch beim Treffen dort ging es bei einer zentralen Veranstaltung um die Lehren aus der Corona-Pandemie. Auf dem Podium diskutierte neben anderen auch Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie der Charité, die Frage: Was muss angepackt werden, um in Zukunft besser auf einen neuen, gefährlichen Erreger reagieren zu können?

Beispiellose Zusammenarbeit zwischen klinischer und Grundlagenforschung

Anthony Fauci betrachtet bei seiner Analyse zwei wesentliche Akteure der Pandemie getrennt: Das Team Wissenschaft habe sich unter dem Strich sehr erfolgreich geschlagen, was über das Team Öffentliches Gesundheitswesen leider nicht gesagt werden könne.

Ein Mann mittleren Alters mit dunklen kurze Haaren, einem dunklen Anzug, hellem Hemd und Krawatte, blickt freundlich in die Kamera.
Der Immunologe Anthony Fauci war bis zum Jahr 2022 Direktor der US-amerikanischen NIAID