Omikron-Variante: Besser diskutieren über die Gefährlichkeit des Coronavirus

Kontaktbeschränkungen müssten „gut kommuniziert“ werden, fordert der Covid-Expertenrat der Regierung. Wichtig wäre, zwei Sichten auf die Pandemie zu unterscheiden.

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Gesundheitsminister Karl Lauterbach gestikuliert während einer Pressekonferenz zur Corona-Pandemie am 22. Dezember in Berlin.

Seit Beginn der Coronapandemie debattieren Experten, Politiker und Bürger oft und leidenschaftlich darüber, wie gefährlich dieses Virus sei und damit auch, wie gerechtfertigt harte Maßnahmen zu seiner Kontrolle. Selten trennen sie dabei die zwei Ebenen, die diese Frage hat: die des Individuums und die der gesamten Gesellschaft. Mit allzu simplen Metaphern wie eine „Omikron-Wand, die auf Deutschland zukommt“ oder eine Corona-Variante, die ganze Länder „überrollt“ lässt sich das auch schwer bewerkstelligen.

Doch gerade die Omikron-Variante erfordert es mehr als ihre Vorgängerinnen, die beiden Sichtweisen auf das Pandemiegeschehen klarer zu trennen und entsprechend zu kommunizieren.

Worin unterscheiden sich die Standpunkte? Das Individuum betrachtet vor allem das eigene gesundheitliche Risiko, also die Frage, wie krank das Virus macht. Für sie oder ihn verliert das Virus umso mehr an Schrecken, je weniger der Infizierten ins Krankenhaus müssen oder versterben. Wenn Bürger für sich einen milden Verlauf erwarten, sei es wegen erfolgter Boosterung oder weil öffentlich über eine Abschwächung des Virus spekuliert wird, verlieren sie leicht das Bedürfnis nach öffentlichen Schutzmaßnahmen.

Gefährlich“ und „gefährlich“ sind zwei verschiedene Dinge

Auch für die Gesellschaft spielt die Krankheitsschwere eine Rolle. Doch aus ihrer Sicht ist eine andere Eigenschaft des Virus mindestens genauso wichtig: Wie schnell es sich verbreitet. Ein hoch ansteckendes Virus wäre auch dann gefährlich, wenn nur halb so viele der Infizierten schwer erkrankten wie bei der Delta-Variante.

Denn „viel ansteckender“ bedeutet viel mehr Menschen, die gleichzeitig infiziert sind. In absoluten Zahlen kann es dann mehr schwere Verläufe gleichzeitig geben als bislang in Pandemie. Es kann sogar schneller mehr schwere Verläufe geben, als mit einer hypothetischen Variante, die doppelt so häufig schwer krankt macht wie Delta aber „nur“ genauso ansteckend ist. Die Süddeutsche Zeitung zeigt dies in einer Beispielrechnung.