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AstroGeo Podcast: Galaktische Kollision - treffen sich die Milchstraße und die Andromedagalaxie?
Sterneninseln auf Kollisionskurs: Wann trifft uns die Andromeda-Galaxie?
Vor über 400 Jahren beobachtet ein Astronom erstmals den Andromedanebel im Fernrohr. Heute wissen wir: Er ist eine Galaxie, die mit Karacho auf die Milchstraße zufliegt und unsere Zukunft als galaktische Fusion besiegeln könnte. Eine Geschichte des AstroGeo Podcast.

Als der fränkische Astronom Simon Marius im Jahr 1612 erstmals sein Fernrohr auf einen nebligen Fleck im Sternbild Andromeda richtet, kann er noch nicht ahnen, was er da eigentlich sieht: Marius beschreibt „schimmernde Strahlen, die um so heller werden, je näher sie dem Zentrum sind.“ Den Lichtglanz im Zentrum erscheint dem Astronomen wie „wenn man aus großer Entfernung eine brennende Kerze durch ein durchscheinendes Stück Horn betrachtet“. Damit ist wohl Simon Marius der erste Astronom, der den Andromedanebel durch ein Fernrohr beobachtete.
Spätere Beobachtungen mit besseren Fernrohren und Teleskopen ergeben, dass dieser Andromedanebel spiralförmig ist. Und im Jahr 1912, fast genau dreihundert Jahre nach Simon Marius, richtet der Astronom Vesto Slipher sein Teleskop gen Andromedanebel und findet dabei heraus: Dieser recht hübsche Spiralnebel kommt mit Karacho auf uns zugeflogen: Slipher ermittelte für den Nebel eine sogenannte Radialgeschwindigkeit von 300 Kilometern pro Sekunde.
Heutzutage wissen wir, dass der Andromedanebel überhaupt kein Nebel ist – sondern eine eigenständige Sterneninsel. Sie ist also eine Galaxie genau wie unsere Milchstraßeund wie sie ein Teil der Lokalen Gruppe, gehört somit zu unserer unmittelbaren kosmischen Nachbarschaft. Die Andromedagalaxie ist derzeit rund 2,5 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt. Allerdings: Diese Entfernung wird immer geringer, denn wegen ihrer hohen Radialgeschwindigkeit scheint es so, als würde die Andromedagalaxie direkt auf die Milchstraße zufliegen.
Deshalb gilt es seit fast einem Jahrhundert eigentlich als ausgemachte Sache, dass die Andromedagalaxie und die Milchstraße irgendwann zusammenstoßen und miteinander verschmelzen werden: Aus den zwei Spiralgalaxien würde so eine einzige, größere elliptische Galaxie werden.
Und doch war und ist noch vieles unklar bei dieser potenziellen kosmischen Kollision: Wird es einen frontalen Zusammenstoß geben? Oder eher eine Art Streifschuss? Oder fliegt die Andromedagalaxie auch einfach an der Milchstraße vorbei?
In dieser Folge erzählt Franzi von der lange erwarteten Verschmelzung der Milchstraße mit der Andromedagalaxie – und was diese mit galaktischer Eschatologie, Tangentialgeschwindigkeiten und Messunsicherheiten zu tun hat.
Weiterhören bei AstroGeo
- Folge 46: Der erste Exo-Ozean
- Folge 94: Das Universum und sein Urknall – der Anfang des Anfangs
- Folge 105: Heliozentrisch: Wie wir unseren Platz im Kosmos fanden
Weiterführende Links
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Quellen
- Buch: Mundus Iovalis – Die Welt des Jupiter: Die zweisprachige Ausgabe
- Fachartikel: No certainty of a Milky Way–Andromeda collision (2025)
- Fachartikel: The radial velocity of the Andromeda Nebula (1913)
- Fachartikel: A spiral nebula as a stellar system, Messier 31 (1929)
- Fachartikel: The collision between the Milky Way and Andromeda (2008)
- Fachartikel: The M31 velocity vector. I. Hubble Space Telescope proper-motion measurements (2012)
- Fachartikel: The M31 Velocity Vector. III. Future Milky Way-M31-M33 Orbital Evolution, Merging, and Fate of the Sun (2012)
- Fachartikel: First Gaia dynamics of the Andromeda System: DR2 proper motions, orbits, and rotation of M31 and M33 (2019)