So empathisch sind Raben

Auch Vögel lassen sich von den Gefühlen ihrer Artgenossen anstecken.

vom Recherche-Kollektiv Flugbegleiter:
8 Minuten
Zwei Raben schauen sich durch eine Glasscheibe an.

Lachen ist ansteckend, gähnen ebenfalls, und wenn unser Gegenüber traurig ist oder Schmerzen hat, empfinden wir Mitgefühl. Unsere eigene Stimmung verändert sich – „emotionale Ansteckung“ nennen Wissenschaftler das. Lange galt diese Fähigkeit, genau wie Empathie generell, als typisch menschlich, doch mittlerweile wissen wir, dass sich auch Menschenaffen und einige andere Spezies von den Gefühlen ihrer Artgenossen anstecken lassen, zum Beispiel Hunde, Schweine und Elefanten. Doch gibt es so etwas auch bei Vögeln?

Am Haidlhof, einer Forschungsstation der Universität Wien, arbeitet Jessie Adriaense mit Kolkraben – bis zu 70 Zentimeter große, glänzend-schwarze Vögel. Seit langem gelten Raben als besonders intelligent, zusammen mit den Papageien gelten sie als die Superhirne unter den Vögeln. In der Natur leben die Jungvögel in komplexen sozialen Gruppen. „Kommunikation und Einfühlungsvermögen sind wichtig, um Informationen zu teilen“, erklärt Adriaense, „die Raben müssen mitbekommen, ob ihr Nachbar gerade gut oder schlecht gestimmt ist.“ Um herauszufinden, ob sich die Vögel auch von den Gefühlen ihrer Artgenossen anstecken lassen, arbeiteten zwei Disziplinen zusammen: die Verhaltensforscher und Kognitionsbiologen um Thomas Bugnyar und die Arbeitsgruppe für Psychologische Grundlagenforschung von Claus Lamm. Gemeinsam haben sie sich einen komplizierten Versuch ausgedacht.

Die Forscherin Jessie Adriaense mit einem Raben.
Jessie Adriaense hat die Forschung durchgeführt – hier mit „George“, einem Raben aus der Studie.
Ein Rabe im Portrait.
Raben gelten als die Schimpansen unter den Vögeln.
Der Wissenschaftler Thomas Bugnyar mit einem Raben.
Thomas Bugnyar ist Kognitionsbiologe – seit über 20 Jahren erforscht er die Intelligenz von Rabenvögeln.