Neues Konzept für Wasserkraft: Verringert Schachtkraftwerk Gefahr für Fische?

Reportage in Podcast Fließende Wasser deckt offene Fragen auf.

vom Recherche-Kollektiv Flussreporter:
2 Minuten
Zu sehen ist das Schachtkraftwerk in der Loisach bei Großweil in Bayern.

Seit drei Jahren steht das Schachtkraftwerk nun schon in der Loisach bei Großweil. Es versorgt die etwa 800 Haushalte der Gemeinde mit nachhaltigem Strom und galt als beste Lösung für Fische, die bei herkömmlichen Wasserkraftwerken oft in Gefahr geraten. Klingt gut. Aber kann man das wirklich behaupten? In einer tiefgründigen Audio-Reportage wird genau nachgefragt. Sie ist in der neuen Episode des Podcasts Fließende Wasser zu hören.

Turbinen im Flussboden

Das Schachtkraftwerk in Großweil ist das erste seiner Art in Deutschland. Entwickelt hat das Konzept ein Forschungsteam vom Lehrstuhl für Wasserbau an der Technischen Universität München. Das Neue daran: Im Gegensatz zu herkömmlichen Wasserkraftanlagen sind die zwei Turbinen in je einen Schacht im Boden eingelassen. Der Schacht ist laut Konzept bündig mit dem Flussboden und abgedeckt mit einem engmaschigen Gitter, das Fische von der Passage durch die Turbine abhalten soll.

Doch nicht alle waren einverstanden mit dem Bau des Schachtkraftwerks. Die bayerische Naturschutzorganisation Landesbund für Vogelschutz und der Bund für Umwelt und Naturschutz prozessierten gegen das Vorhaben. Das Schachtkraftwerk kam dennoch, allerdings mit einer Auflage: Ein wissenschaftliches Monitoring sollte zeigen, wie fischfreundlich die Anlage wirklich ist, um dann je nach Ergebnis den Bau anzupassen.

Zu sehen ist die Wehranlage des Schachtkraftwerks in der Loisach bei Großweil in Bayern.
An dieser Stelle war die Loisach früher von einer sogenannten rauen Rampe gestaut.

Das Monitoring ist mittlerweile veröffentlicht. Seine Autorïnnen ziehen ein eindeutiges Fazit: Nach dieser Studie müsste es in Großweils Anlage deutliche Veränderungen geben, um das Attribut „fischfreundlich“ behalten zu können. Durchgeführt haben das Monitoring Professor Jürgen Geist und sein Team von der Technischen Universität München. Finanziert hat es das Bayerische Landesamt für Umwelt.

Doch nicht alle stimmen den Monitoring-Ergebnissen zu. So schaue sich das Monitoring nicht die Mortalitätsrate der gesamten Anlage an, sagt zum Beispiel der Miterfinder des Schachtkraftwerk-Konzepts, Professor Peter Rutschmann. Im Fokus stehe vielmehr nur, wie es Fischen ergeht, die die Turbine passieren. Außerdem sei die Wiederfangquote der in die Loisach eingesetzten Versuchsfische zu gering – das schmälere die Aussagekraft der Studie. Es lasse sich also kaum bewerten, wie fischfreundlich die Anlage wirklich sei.

Zurzeit lässt der Betreiber der Anlage in Großweil eine weitere Untersuchung durchführen. Sie soll die Mortalitätsrate der gesamten Anlage ermitteln. Wann sie fertig sein wird, ist noch offen. Abhängig von den Ergebnissen will das Landratsamt Garmisch-Partenkirchen dann handeln und das Schachtkraftwerk gegebenenfalls nachbessern lassen.

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