Weniger Müll ist gut für Klima und Umwelt: Praktische Beispiele zur Umsetzung

Repair Cafés, Mehrwegangebote für „To-Go“, Gebrauchtmöbel für Büros: Es gibt zahlreiche Angebote, mit denen Müll vermieden werden kann

von Daniela Becker
4 Minuten
Ein Mann und eine Frau sitzen an einem Brunnen in München und halten eine Mehrwegverpackung für Mittagessen in den Händen.

Rund 460 Kilogramm: So viel Haushaltsabfall produzieren die Menschen in Deutschland pro Kopf und pro Jahr. Ein Teil des Abfalls wird recycelt, der Rest verbrannt, um daraus Energie zu gewinnen. Doch für Umwelt und Klima gilt: Je weniger Abfall, desto besser.

Die Zero-Waste-Bewegung setzt auf Strategien, um von vorne herein möglichst wenig Abfall zu erzeugen und keine Rohstoffe zu vergeuden. Dabei hilft die 5-R-Regel: Refuse alles ablehnen, was nicht nötig ist; Reducedas reduzieren, was nötig ist; Reusewiederverwendbare Produkte verwenden; Recyclewas man benötigt, sollte recycelbar sein; Rot kompostieren, was übrigbleibt.

Städte wie München arbeiten an einer kommunalen Zero-Waste-Strategie: Das Ziel ist eine vollständig kreislauffähige Wirtschaft in der möglichst gar kein Abfall mehr anfällt. Doch auch ohne Gesetzgebung gibt es schon heute viele Möglichkeiten für Verbraucherinnen, Kommunen und Unternehmen Ressourcen zu schonen.

Mehrwegsysteme für umweltfreundliches „To-Go“

Das leckere Mittagessen beim Restaurant nebenan abholen und dann gemeinsam mit den KollegÏnnen im nahegelegenen Park in der Sonne sitzend verspeisen: To-Go-Produkte waren schon vor der Pandemie beliebt, aber inzwischen sind Einwegverpackungen ein sichtbares Problem in jeder deutschen Stadt. Mittlerweile gibt es mehrere Anbieter, die mit Mehrwegangeboten umweltfreundliches To-Go ermöglichen wollen. So etwa das Unternehmen Recup, das für Cafés und Bäckereien, aber auch Kantinen und Mensen von Unternehmen, Universitäten, Schulen, Kliniken und Großveranstaltung wie Messen ein Pfandsystem für wiederverwendbare und recyclingfähige Kaffeebecher anbietet.

Das Prinzip funktioniert so: Recup-Partner bezahlen eine monatliche Systemgebühr. Diese richtet sich nach der Länge der Vertragslaufzeit. Darüber werden die Pfandbecher von Recup geliehen. Für jeden Becher muss ein Euro Pfand hinterlegt werden, den die Geschäfte jeweils an ihre Kundschaft weitergeben. Somit fallen hier keine weiteren realen Kosten an. Nach Benutzung kann der Becher oder die Schale bei jeder teilnehmenden Ausgabestelle abgegeben werden.

Der Becher wird dort gespült und ist wieder einsatzbereit – bis zu tausend Mal. Nach Angaben von Recup lohnt sich dieses Prinzip nicht nur für die Umwelt, sondern auch wirtschaftlich: Rechnet man circa neun Cent pro Einwegbecher im Einkauf, lohnt sich der Becher ab zwölf ausgegebenen Getränken to-go pro Tag. Ähnliche Mehrwegsysteme speziell für Restaurants bieten das Start-up Relevo, das bislang in Berlin, München und Hamburg verfügbar ist, sowie die Firma VYTAL Global GmbH aus Köln, die in verschiedenen Städten in Deutschland verbreitet ist.

Wiederverwenden anstatt entsorgen

Computer, Tablets und Handys benötigen viel Energie für ihre Herstellung und enthalten viele Rohstoffe. Je länger sie in Betrieb sind, umso besser für die Umwelt. Wenn Kommunen und Gemeinden IT ausmustern, besteht zum Beispiel die Möglichkeit das über AfB abzuwickeln. Die Abkürzung steht für „Arbeit für Menschen mit Behinderung“, das Unternehmen ist nach eigenen Angaben Europas größtes gemeinnütziges IT-Unternehmen, spezialisiert darauf, gebrauchte Business-IT zu übernehmen, zertifiziert zu löschen, aufzuarbeiten und wieder zu vermarkten. Nicht mehr vermarktbare Geräte werden zerlegt und fachgerecht recycelt.

Weitergeben.org rettet gute gebrauchte Möbel vor dem Sperrmüll. Die Initiative vermittelt Gebrauchtmöbel, darunter Büro- und Schulungsmöbel an Kindergärten, Schulen und gemeinnützige Einrichtungen. Weitergeben.org ist der einzige Spendendienst, der auf gebrauchte Büromöbel und Gebrauchtmöbel in großer Anzahl spezialisiert ist, Um diesen überregionalen Service zu finanzieren, gilt für Möbelbesitzer und gemeinnützige Abnehmer ein Basistarif von einem Euro pro Gegenstand. In Ausnahmefällen, wenn Abgeber oder Abnehmer sich dies nicht leisten kann, ist das Angebot sogar kostenfrei.

Reparaturen sind das bessere Recycling

In sogenannte Repair Cafés bieten Menschen mit handwerklichem Know-how an, Dinge des alltäglichen Lebens zu reparieren. Diese Treffen sind ­nichtkommerzielle Veranstaltungen, deren Ziel es ist, die Nutzung­sdauer von Gebrauchsgütern zu verlängern und so Müll zu vermeiden und Ressourcen zu schonen. Die Initiatoren hoffen, damit auch den politischen Diskurs weg von der Wegwerfgesellschaft hin zur Reparatur zu prägen. Bislang ist es für Verbraucher oft gar nicht so einfach, Geräte reparieren zu lassen: Teilweise werden Reparaturen gar nicht erst angeboten, der Neukauf ist günstiger oder die notwendigen Ersatzteile fehlen. Auf der Webseite www.reparatur-initiativen.de finden sich Termine und Ansprechpartner rund um das Thema Repair Cafés.

Bürger:innen sensibilisieren

Das Littering, also achtloses Wegwerfen und Liegenlassens von Abfall, hat im Zuge der Pandemie sichtbar zugenommen. Hier bräuchte es großangelegte Öffentlichkeitskampagnen, die über die enorme Umweltproblematik aufklären.

Unterstützung bekommen Kommunen hier schon heute von Freiwilligen. Ramadama oder Cleanup werden diese Aufräumaktion im öffentlichen Raum genannt. Dabei geht es einerseits ganz konkret darum, die Umwelt von Unrat zu befreien. Gleichzeitig ist den Initiativen die Vorbildfunktion wichtig. Beim diesjährigen River Cleanup World 2021 am 6. Juni fanden über den Globus verteilt fast 800 Cleanups an Flüssen statt, darunter auch viele in Deutschland.

Ausgerüstet mit Handschuhen und Mülltüten sammelten die Ehrenamtlichen kiloweise Zigarettenkippen, Kronkorken, Dosen und anderen Müll entlang der Ufer auf. Nicht nur dort sieht der Müll unschön aus, sondern stellt auch eine Gefahr für Flora und Fauna dar. Zersetzender Plastikmüll bedroht die Biodiversität.

Unter ähnlichem Vorzeichen findet der jährliche World Cleanup Day statt. Über die Website www.worldcleanupday.de können Kommunen ihren Cleanup eintragen.

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