Ein Meisterwerk der Evolution: Wie trickst der Kuckuck andere Vögel aus?

Jetzt im Frühling kehren auch die Kuckucke aus dem Süden zurück – und statt selbst Nester zu bauen, lassen sie andere Vögel ihren Nachwuchs heranziehen. Damit das klappt, sind viel Tricks und Finten nötig, denen Ornithologen immer genauer auf die Spur kommen.

vom Recherche-Kollektiv Flugbegleiter:
10 Minuten
Ein adulter Kuckuck, vor dem ein kleines Braunkehlchen fliegt.

Jeder kennt ihn, viele haben in schön gehört, nur zu sehen ist er eher selten: Der Kuckuck ist in jeder Hinsicht ein besonderer Vogel, vor allem, weil Cuculus canorus anderen Vögeln seine Eier unterschiebt und sich weder ums Brüten noch um die Jungvögel kümmert. Doch wie genau stellt es der Kuckuck an, Rohrsänger, Rotkehlchen und zahlreiche andere Vogelarten auszutricksen? Und wie wehren sich die wesentlich kleineren Singvögel gegen den Betrug? Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Wann ruft bei uns der erste Kuckuck?

Üblicherweise kehrt der Kuckuck Mitte April in sein Sommerquartier zurück, und bis Ende Juli erklingt dann sein prägnantes „gu-guck, gu-guck“. Die Verwechslungsgefahr sei beim Kuckuck gering, sagt der Ornithologe Andreas Kleewein, allenfalls mit der Türkentaube könne man den Ruf des Kuckucks verwechseln. Im österreichischen Kärnten sorgt Kleewein dafür, dass das Erscheinen des Kuckucks genau registriert wird. Im Rahmen eines Citizen-Science-Projektes erfasst BirdLife Österreich, wann der Kuckuck zum ersten Mal ruft. Mehr als 2.000 Meldungen gingen allein im letzten Jahr ein. Dabei kam heraus, dass mittlerweile die ersten Kuckucke bereits Mitte März zu hören sind, wohl als Folge des Klimawandels.

Kuckuck nimmt ein Ei aus dem Nest – und wird von dem wesentlich kleineren Drosselrohrsänger angegriffen.
Drosselrohrsänger attackieren ein Kuckucksweibchen, das sie gerade auf frischer Tat ertappt haben.
Ein Kuckuck sitzt auf einem Holzpfeiler.
Der in Europa und weiten Teilen Asiens heimische Kuckuck ist nur einer von fast 150 Kuckucksarten weltweit. Nur etwa 50 Spezies der Kuckucksfamilie sind Brutparasiten wie Cuculus canorus – viele andere Arten brüten Eier aus und füttern ihre Küken: genau wie die allermeisten Vogelarten.
Vier grau-bräunlich gesprenkelte Eier in einem Vogelnest.
Das Kuckucksei im Teichrohrsängernest fällt nur auf, weil es etwas größer ist. Kuckucksweibchen gehören zu bestimmten Linien, Gentes genannt – und passen ihre Eier genau an das Gelege der Wirtsvögel an.
Bachstelze sitzt mit Insekten im Schnabel vor jungem Kuckuck
In dem Nest nahezu jeder Singvogelart wurden schon Kuckuckseier gefunden. Doch nur etwa 40 Arten werden regelmäßig als Wirtsvögel ausgewählt: Dazu gehört auch die Bachstelze.
Ein Jungkuckuck mit weit geöffnetem Schnabel im Nest.
Der weit geöffnete Schnabel und schnelle Bettelrufe animieren die Pflegeeltern zu Höchstleistungen. Bis er flügge geworden ist, braucht ein einziger Jungkuckuck mehr Futter als eine ganze Rohrsängerbrut zusammen.