Das Hitzejahr 2023 wird im Rückblick eines der kälteren gewesen sein

Die vergangenen 12 Monate waren die heißesten seit 125.000 Jahren. Fast alle Menschen waren von der Folgen der Klimakrise betroffen, durch extreme Hitzewellen, Überschwemmungen oder Stürme. Die gravierenden gesundheitlichen Folgen werden immer besser erforscht. Wissenschaftler*innen mahnen vor der Weltklimakonferenz COP28 in Dubai zu schneller Reduktion von Treibhausgasen

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Ein rissiger ausgetrockneter Boden, der grau aussieht

In weiten Teilen von Brasilien leiden die Menschen gerade unter einer extremen Hitzewelle. Weltweite Beachtung erlangte die Hitze besonders durch den Tod der Besucherin eines Konzerts von Weltstar Taylor Swift. Der Hitzeindex, der Temperatur und Feuchtigkeit der Luft kombiniert, war an dem Tag auf 59 Grad Celsius gestiegen. Ob die junge Frau wirklich wegen der Hitze starb, ist allerdings noch unklar.

In Norddeutschland steckte den Schleswig-Holsteinern noch die verheerende Ostseesturmflut mit Millionenschäden in den Knochen, als in St. Peter Ording an der Nordsee der Ernstfall geprobt wurde. Denn Sturmfluten können durch die Klimakrise stärker werden. Das Ergebnis der Übung: Die Notfalldeiche, hinter die sich Menschen zurückziehen können, wenn der Hauptdeich bricht, können nicht schnell genug geschlossen werden.

Klimaanpassung wird wichtiger

Anpassung an den Klimawandel wird immer wichtiger, weil dieser längst viel schneller voranschreitet, als befürchtet. Und das wird sich nicht ändern, solange die Menschheit immer mehr Treibhausgase (THG) produziert. 2022 war die Menge der THG nach einem Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) so hoch wie nie seit Beginn der Industrialisierung und sie steigt immer weiter an.

Aber Anpassung ist nur ein Notnagel und viele Extremwetterereignisse sind zu mächtig, um sich davor schützen zu können. Forschungsinstitute nutzen daher die Aufmerksamkeit vor dem Weltklimagipfel und veröffentlichen neue Studien. Die sollen wieder einmal untermauern, dass ein schneller Ausstieg aus der Verbrennung von Öl, Kohle und Gas notwendig ist. Dieses Jahr sind die Warnungen noch ernster als sonst.

2023: Ein Jahr der Extreme

Die Monate von November 2022 bis Oktober 2023 waren die heißesten seit 125.000 Jahren. Die globale Durchschnittstemperatur lag mehr als 1,3 Grad über dem vorindustriellen Niveau (1850–1900).

Das ist das Ergebnis einer neuen Datenanalyse des US-amerikanischen Info-Portals Climate Central. Die Wissenschaftler*innen untersuchten weltweit Lufttemperaturen und analysierten mit Hilfe der so genannten Attributionsforschung den Zusammenhang mit dem menschengemachten Klimawandel. Die Erwärmung der letzten Jahre nahm immer mehr zu. „Das entspricht genau unseren Erwartungen bezüglich der Entwicklung des globalen Klimas, das durch menschengemachte Kohlenstoffverschmutzung erhitzt wird, " sagt Andrew Pershing von Climate Central.

Viele Extremwetterereignisse wurden durch die Erderhitzung wahrscheinlicher, die Temperaturen stiegen deutlich an. Fast alle Menschen haben die Folgen wie Extremhitze, Überschwemmungen oder Wirbelstürme gespürt, aber Länder des globalen Südens und kleine Inselstaaten sind am stärksten betroffen.

Fast alle Menschen erlebten Folgen der Erderhitzung

Insgesamt waren 99 Prozent der Menschheit, nämlich 7,8 Milliarden Menschen, zeitweise einer ungewohnten Hitze ausgesetzt. 90 Prozent der Menschen erlebten mehr als 10 heiße Tage, die dem Klimawandel zuzuordnen sind, 73 Prozent sogar mehr als 30 Tage.

Bei Hitzewellen ist der Einfluss des Klimawandels inzwischen eindeutig, erklärt Dr. Friederike Otto, bei der Vorstellung des Berichts. Sie ist Wissenschaftlerin und Dozentin am Grantham Institute for Climate Change des Imperial College London und Gründerin der World Weather Attribution.

Ob der Klimawandel bei Extremwetter eine Rolle gespielt hat, stellen die Wissenschaftler*innen mit dem „Climate Central Climate Shift Index“ dar.

Die globale Erwärmung um 1,3 Grad war zeitlich und von der Intensität her nicht gleichmäßig verteilt. Die zweite Hälfte des Jahres war heißer als die erste.

Zwei Weltkarten zeigen, dass die zweite Jahreshälfte heißer war als die erste.
Von November bis April waren 58 Prozent, von Mai bis Oktober 82 Prozent der Menschheit hohen Temperaturen ausgesetzt, die durch den KW dreimal wahrscheinlicher waren. Zahl der Tage mit CSI-Level 3 oder höher.
Eine Karte zeigt die Weltkarte mit Städten, die besonders betroffen von Hitzwellen waren.
Städte mit Extremhitze im Zeitraum November 2022 bis Oktober 2023
Mehrere Männer sitzen in Kenia unter einem Baum, im Hintergrund ist eine Hütte zu sehen
Menschen in Kenia suchen unter einem Baum Schutz vor der Hitze.